Lachse nehmen alle möglichen Unannehmlichkeiten in Kauf, um ihre Laichplätze zu erreichen. Sie schwimmen gegen den Strom und dabei sogar Wasserfälle hinauf. Sie verlassen ihre sicheren und bekannten Reviere, wobei sie nicht einmal das Risiko scheuen, bei ihren Manövern von Bären gefressen zu werden. Doch hat der Mensch seine Hand im Spiel, so ist manch ein Weg auch für ein gewieftes Tierchen wie den Lachs nicht überwindbar. Da lässt sich der Mensch dann eine clevere Lösung einfallen, um der gelinkten Natur wieder auf die Sprünge zu helfen.
Eine dieser genialen Erfindungen ist eine Art Fischkanone aka Whooshh Transport Conduit der Firma Whooshh Innovations aus Bellevue im amerikanischen Staat Washington.
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Eigentlich entwickelt die Firma Transportmaschinen für Früchte, doch durch das Problem, dass die Lachse bei ihren Wanderungen nicht mehr die Dämme und Wasserkraftanlagen des Columbia River passieren konnten, sahen Whooshh Innovations völlig neue Anwendungsmöglichkeiten für ihre Technologie.
Die bisherigen Methoden, den Fischen bei der Überquerung der Dämme zu helfen, gingen mit hohen Mortalitätsraten einher und waren daher weder besonders effektiv noch tierfreundlich. Die am John Day Dam installierte Fischtreppe trägt bereits den Beinamen „Fishkiller”.
Die Whooshh-Methode transportiert die Fische über weite Strecken mittels spezieller Röhren, in die die Fische angesaugt werden. (Die explizit-flutschende Schreibweise ihres Firmennamens ergibt sich übrigens nur aus der Tatsache, dass Whoosh schon vergeben war, wie Firmenvize Deligan gegenüber The Verge bekannte. Dort wird die Erfindung auch mit stilechten Gifs illustriert.)
Eine erste Anlage wurde bereits im Juni am Roza Dam getestet, eine weitere soll bei der Lachspassage im September in Betrieb gehen. Das Tierschutz- und Fischereiamt des Bundesstaates Washington will die Lachse mit einer 76 Meter langen Schlauchkanone über einen 30 Meter hohen Damm schießen. In sieben Sekunden werden damit eineinhalb Kilo arktischen Lachses durch die Schlauchpassage gejagt.
Dieses von der dramatischen Musik lebende Video demonstriert den Aufbau der Anlage:
Auch wenn die Länge dieser Fischkanone schon beeindruckend ist, sieht der Vize-Chef des Unternehmens, Todd Deligan, noch Potenzial: „Die Grand-Coulee-Talsperre wäre unser ultimatives Ziel”, so Deligan. „Die längste Whooshh-Röhre hat eine Länge von 150 Metern, doch bis jetzt wurde sie nur für gefrorenen Fisch verwendet. Eines dieser Modelle haben wir gerade an eine norwegische Fischfabrik verkauft.”
Der Test im Juni zeigte, dass die Fische freiwillig in die Röhre schwimmen an deren Eingang sie dann in den Vakuumschlauch eingesaugt werden. Das verleiht ihnen den Initialantrieb, der sie auf ein Tempo von bis zu 35 km/h beschleunigt. Am anderen Ende fliegen sie dann heraus. Das Tempo kann laut Deligan angepasst werden.
„Wir experimentieren einfach. Wir stecken einen Fisch hinein, sehen ihn verschwinden und am anderen Ende herausschießen und lachen”, erzählt Deligan im Interview mit The Verge. „Und dann überlegen wir, wo das noch alles hinführen könnte.”