Integration durch Schlagstockmassage

Diese Woche wurde von Integrationsminister und Geilomobil-Posterboy Sebastian Kurz die fantastische Nationalstolz- und Integrationskampagne #stolzdrauf ins Leben gerufen, die uns in den kommenden Wochen nicht nur über die neuen Medien beglücken wird, sondern auch ganz klassisch neben Werbungen für Fertignudelgerichte, die von seriösen Haubenköchen zubereitet werden, über den Bildschirm flimmern wird und mit Anzeigen in den bekannten (Gratis-)Qualitätszeitungen ein neues, besseres Österreich schaffen soll. Neben seinen zirka 300 Integrationsbotschaftern und Aushängeschildern für seine Kampagne würde sich Sebastian Kurz auch gerne Volksrocker Andreas Gabalier ins Boot holen, der einen ähnlich hohen Haargelverbrauch wie Kurz vorzuweisen hat, und außerdem in liebenswerter Pipi Langstrumpf-Manier einfach macht, was ihm gefällt. Warum Gabalier neben der bloßen Abgabe von ein paar #stolzdrauf-Kommentaren eine ausgezeichnete Wahl für den Posten eines wahrhaftigen Integrationsbotschafters wäre, haben wir euch ja schon ​hier und ​hier gezeigt.

Falls Herr G. aber wider Erwarten anderen Dingen nachgeht (ein Star seines Kalibers ist immerhin nicht für jeden Firlefanz zu haben), haben wir schon ein paar andere Österreicher in den Startlöchern, die vergleichbar perfekte Botschafter für Integration, Toleranz und ein gemeinsames Miteinander abgeben würden.

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FRANK STRONACH

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Unser Frankie Boy ist natürlich erstmal die offensichtliche Wahl, wenn es um den prestigeträchtigen Titel des Integrationsbotschafters geht. Stronach hat quasi aus dem Nichts eine erfolgreiche, seriöse Partei geschaffen, Löhne ausgezahlt (wer kann das schon von sich behaupten?) und einen eigenen Energy-Drink mit dem marketingtechnisch genialen Namen „ ​Frank’s Energy Drink” rausgebracht. Damit spricht er quer durch die Bank von jung bis alt alle Bevölkerungsgruppen an. Also ​außer die Berufskiller natürlich, über die wir uns unter der Schirmherrschaft Stronachs aber sowieso keine Sorgen machen müssten. Frank Stronachs sorgfältig platzierte Forderungen nach der Todesstrafe würden in Sachen Konfliktresolution bestimmt wahre Wunder bewirken. Außerdem war er bestimmt nie in Eurofighter-Geschichten verwickelt und wenn es tatsächlich einmal richtige Probleme geben sollte, dann hat Frank Stronach auch bestimmt ​eine schriftliche Erklärung parat, mit der er in unter 5 Minuten alle Unklarheiten aus dem Weg räumen kann. ​

ALF POIER

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Wenn es um Toleranz und gönnerhaftes Verhalten geht, zeigt die Kompassnadel direkt auf Alfred Jodocus Poier. Der beim Eurovision Song-Contest 2003 nur fünf Plätze von der absoluten Nummer 1 entfernt Platzierte hat kein Problem mit Diversifikation und ist sowas wie die Kunst- und Kulturversion der eierlegenden Wollmilchsau: Er kann lustig singen, macht (lustiges) Kabarett, und kann lustig malen. Was kann er eigentlich nicht? Eins ist jedenfalls klar—Alf hat kein Problem damit, Worte wie „Zumpferl-Romantik” in den Mund zu nehmen und  ​den verwirrten Trans-ÖsterreicherInnen bei der Identifikation ihres Geschlechts zwischen „Manderl, Weiberl und Es” zu helfen. Integrations- und Toleranzbotschafter Poier wäre jedenfalls ein offener, warmherziger und aufnahmebereiter Mensch, dem auch eine Eitrige im Höschen nicht auf den Wecker gehen würde, solange sie nicht an die große Glocke gehängt wird. Gerüchten zufolge liebäugelt außerdem Niki Lauda bereits mit dem Titel des Toleranzbotschafter-Stellvertreters.

FELIX BAUMGARTNER

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Seitdem der glückliche Baumgartner vor den Augen von Millionen stolzer Österreich von seeeehr hoch oben runtergehüpft ist, ist sein Status als Nationalheld wie in Zement gegossen. Anders als sein Rekord, der nach 2 Jahren von einem  ​tollkühnen und todesmutigen Pensionisten/Computerfreak angeblich gebrochen wurde. Da wir davon aber nichts gesehen haben, ist es frei der österreichischen Mentalität auch irgendwie nicht wirklich passiert. Während eifrige Anhänger Baumgartners noch um die Umbenennung der Stratosphäre in „Baumgartner Höhe” kämpfen, ist Baumgartner selbst ​mit wichtigeren Dingen beschäftigt: Er will eine „gemäßigte Diktatur”, weil man in einer Demokratie nichts bewegen kann—was unser zweifelsfrei vor politischer Kompetenz strotzende Kernöl-Adonis Arnold Schwarzenegger in Kalifornien ja bestens unter Beweis gestellt hat. Als Integrationsbotschafter und gemäßigter Extrem-Diktator weiß Baumgartner, wie man die Probleme unserer Gesellschaft angehen kann. Ein paar Leute aus der Privatwirtschaft müssen her, die sich „wirklich auskennen”. Wo wir wieder bei Frank Stronach wären. Zufall???1?

CHRISTIAN HÖBART

Symbolfoto: Steve B Cha​mberlain | pho​topin | c​c

Laut der Kurz-Kampagne muss niemand seine Wurzeln aufgeben. Und Wurzeln haben ja bei Erd- und Höhlenmenschen einen besonderen Stellenwert. Der Nationalratsabgeordnete und selbstbezeichneter Gerechtigkeitsapostel weiß jedenfalls, wie man Integrationsprobleme in den Griff bekommt und hat jede Menge Vorschläge zur ordnungsgemäßen Integration in das österreichische Vaterland. So schlägt er zum Beispiel eine „Schnupperhaft” für Jugendkriminelle vor, damit sie einen Vorgeschmack darauf bekommen, was passiert, wenn sie sich wie integrationsunwillige Ziegenhirten verhalten. Wer daraus trotzdem nichts gelernt hat, wird abgewiesen. Ein weiteres Highlight in seiner  ​Kultur- und Integrationsmappe beweist, dass Höbart auch in der Umverteilung von Ressourcen ein großer gelber Stern am Firmament Österreichs sein kann: Aggressive, linkslinke Gutmenschen sollte man „mit dem Schlagstock so richtig massieren”. Das ist ziemlich clever: Entspannte Menschen neigen weniger zu Gewaltausbrüchen und auch die Polizeikräfte können sich so während der Arbeit ein zweites Standbein als staatlich geförderte Massage-Therapeuten aufbauen. Nebenbei kann Höbart noch als Reinheitsbotschafter auftreten, der sich vor allem um die  ​„vermüllte” Stadt Traiskirchen kümmern will und bestimmt auch das letzte Kaugummipapierdl von der Straße entfernt.

FIONA SWAROVSKI

Symbolfoto: Freddycat1 | photopin | cc

Warum Fiona Pacifico Griffini-Grasser nicht schon längst Integrationsbotschafterin ist, weiß niemand so genau. Die Kristallglas-Prinzessin hatte bereits drei Ehemänner, besitzt eine Trippel-Staatsbürgerschaft, spricht vier Sprachen und kennt mindestens 10 mal so viele Restaurants und Modeboutiquen im ersten Wiener Gemeindebezirk. Fiona reist öfter um die Welt als Ebola und wäre neben ihren integrativen Tätigkeiten auch eine gute Anlaufstelle für die allgemeine Finanzberatung der österreichischen Bürger. Immerhin ist ihr Ehemann Karl-Heinz Grasser in der fast 10-jährigen Beziehung (die Rosenhochzeit feiert man übrigens kaviarschlürfend im Wochenend-Bernsteinzimmer) ein Experte mit den Qualitäten Robin Hoods, wenn es um die legitime Umlagerung von Vermögen geht. Und sind wir uns mal ehrlich—wer gibt eine bessere Plakat-Version eines Integrationsbotschafters ab, als jemand, der schon fast 365.000 Tage mit Karl-Heinzi zusammen ist?

Massiert Adrian auf Twitter: ​@doktorSanchez