Jesse MacManus regiert Raum und Zeit

Jesse McManus besitzt eine seltene, genetische Abnormalität, die bewirkt, dass sein Kopf, sein Schal und sein Mantel, genauso aussehen wie Tom Baker in Dr. Who. Er ist so grotesk deformiert, dass ich ihn, als ich ihn zum ersten Mal traf fragte, ob er sich als Dr. Who verkleidet hätte. Hatte er nicht. Wie dem auch sei, er kann, wie ich auf Victor Cayros, Mark Ass Hoes Show feststellte, wunderbare Cartoons mit großartiger Linienführung und Witz und einem Sinn für Sensibilität zeichnen. Ansonsten weiß ich so gut wie nichts über ihn. Er hat auch nicht viel gemacht, außer dies hier für Vice und rumhängen.

Vice: Wie alt bist du Jesse? Warum machst du Comics?

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Jesse: Ich bin 23 und kann mich nicht daran erinnern, dass ich einmal nicht gezeichnet hätte, oder geschrieben um Comics zu machen. Ich fühle mich auf eine sehr intuitive Art total dazu hingezogen. Sie sind einfach, um sie mit Leuten zu teilen, einfach vor Leuten zu verstecken und können witzig, erschreckend sein und müssen sich dafür nicht rechtfertigen. Idealerweise hält mich der Prozess, sie zu erschaffen glücklich, befreit mich von meiner Nervosität und beschert mir ein zufriedenes Leben.

Warum habe ich bislang nicht mehr von deinem Zeug gesehen?

Wahrscheinlich habe ich nicht so viel Marketing gemacht, wie manch anderer, oder mich angestrengt veröffentlicht zu werden. Obwohl ich solchen Sachen nicht negativ gegenüber stehe. Ich versuche einfach meine Arbeit als tagtägliche Übung zu betrachten. Ich liebe es, Mini-Comics zu machen, manchmal nur in sehr kleinen Ausgaben, die ich dann an Freunde verteile oder an andere Comic-Zeichner schicke, mit denen ich mich verbunden fühle. Kramers Ergot 7 was das einzige Mal, dass ich in einem größeren Masstab publiziert wurde. Zudem war meine Internetseite schwarz und weiß und sehr verwirrend, also nehme ich mal an, dass viele einfach an ihr vorbeigesurft sind. Ich fasse aber hier und jetzt, den Vorsatz sichtbarer für dich und den Rest des Universums zu werden.

Sieh dich vor Welt, hier kommt Jesse. Ich mochte deine Comics in der Desert Island Anthologie.

Oh, Danke! Ich bin froh, dass es Smoke Signal gibt. Wir alle verdanken unser Herzblut den Zeitungs-Cartoonisten. Aw, thanks! I’m glad Smoke Signal.

Es sieht so aus, als würdest du Animationen lieben.

Mit was bist du aufgewachsen? Was hast du damals gelesen und dir angesehen?

Dinge zu erschaffen, die sich bewegen ist ein Wahnsinnsspaß. Ich war als Kind ein Allesfresser, was Animationen angeht. Wenn man in Minneapolis lebt, muss man im Winter im Haus bleiben und einfach Dinge anstarren. Das sind so ein paar Dinge, die ich super finde:

Ub Iwerks, The Phantom Tollboth, The Neverending Story, Beetlejuice, Spumco, Lewis Trondheim, Jim Woodring, Henrik Drescher, Chris Ware, Steve Weissman, Scud the Disposable Assassin, James Kochalka, The Neverhood, Oddworld, Wolfenstein 3D, Deerhoof, Calvin and Hobbes, FLCL, Myst, Highwater books, The Dark Crystal, The Elephant Man, Harvey Kurtzman, Ico, The Hairy Who, Fort Thunder, Richard Brautigan, John Porcellino, Robert Breer, Donald Barthelme, Robert Walser, Harry Smith, Tove Jansson, Werner Herzog, Milt Gross, Yasuji Tanioka, Paul Klee, Steve Reich.

Ich finde auch, dass meine Familie, Freunde und Lehrer totale Helden für mich sind, aber ich werde sie nicht dadurch zum Weinen bringen, indem ich ihre Namen auf dieser schmutzigen Webseite öffentlich nenne. Aber glaubt mir, sie sind wahnsinnig heldenhaft und halten mich durch ihre Ratschläge und ordentliches Essen aufrecht.

Myst ist toll. Magst du Lost? Im Grunde ist es die TV-Version von Myst.

Ich habe es geschafft, mir noch nie eine ganze Episode Lost anzusehen. Eines Tages werde ich es aber tun. Mit Twin Peaks bin ich jedoch verheiratet, ich werde also mehr Platz in meinem Kopf und Herzen schaffen müssen, damit da eine weitere epische Serie hineinpasst.

Wie hast du so eine gute Hand für Posen und Linien bekommen? Du zeichnest wirklich eher wie ein Animateur, wie jemand, der verstehen muss, wie diese Bilder im Raum existieren können und wie man deren Bewegung zum Ausdruck bringt.

Ich hatte Animations und Zeichen Stunden in der Schule. Aber ich habe mir auch jede Menge Cartoons angesehen. Eine Zeit lang schnitt ich auch meine Pinsel in der Mitte auseinander und zeichnete auf rauem Druckpapier. Der halbe Pinsel verschaffte mir mehr Kontrolle und das raue Papier hatte den gegenteiligen Effekt eines glatten Illustrationspapiers, was bedeutet, dass es ein Kampf war, eine klare Linie hinzubekommen. Es war danach also, als würde man von einer Landstraße auf eine Autobahn kommen! Und als wieder einen ganzen Pinsel hatte, fühlte es sich wie ein Reifenwechsel an. Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich keinen Führerschein besitze.

Zudem ist es nicht so, dass gute Posen und saubere Linien, zwangsläufig einen „guten“ Comic hervorbringen. Aber es macht spaß damit herumzuexperimentieren und überrascht zu sein, wenn jemand meint, das wäre cool.

John K wollte niemals die selbe Pose bei Ren and Stimpy zweimal benutzen. Geht es dir auch so? Du vermeidest es, einem Model zu folgen.

Nach einem „Model“ zu arbeiten fühlt sich für mich falsch an. Ich liebe es zu beobachten, wenn sich der Zeichenstil eines Cartoonists im Laufe eines Buches verändert. Ich mag es auch, die Freiheit zu haben, alles nach meinem Willen zu verändern oder zu zerstören (oder auch einfach in ruhe zu lassen). Aber ich glaube, dass da meistens ein intuitives Model in meinem Kopf existiert. Ich habe einfach eine Idee, wie dick oder dünn, wie schwer oder leicht ein Charakter physisch ist, wie die Textur zu sein hat und sowas.

Puh.

Meistens ist der Punkt eines Strips für mich, in welchem Raum sich alles abspielen soll, bzw. wenn überhaupt. Ich versuche also das Lesen zum größtmöglichen Spaß zu machen. Ich denke selten über die Praxis nach, sondern erst, wenn jemand danach fragt. Ich mag einfach die Freiheit haben Entscheidungen aus dem Magen heraus zu treffen und dabei Dinge entdecken, oder auch mal Fehler zu machen.

Der Strip, den ich für dich gezeichnet hatte lief jedoch aus dem Ruder, was die Dialoge betrifft, also also ließ ich am Ende den räumlichen Aspekt weg und widmete mich stattdessen voll und ganz faulen Teenagern und Hunden.

Oh, Teenager.

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