Ein Brief aus Rumänien

Martin Fengel ist einer unserer Lieblingsfotografen. Er ist der Junge, der für uns Happy Kreuzigung in Manila fotografiert hat. Neben seiner Passion für schöne Fotos steht er auch ziemlich darauf, kreuz und quer durch die Welt zu reisen. Zuletzt hatte es ihn nach Rumänien verschlagen, und nach seiner Rückkehr schrieb er uns einen netten Brief über seine Zeit dort. Wir danken Martin, dass er für uns ein paar Fotos gemacht hat, damit wir nicht mehr zwingend selbst dorthin müssen.

Hallo Tom,

Nachdem ich nun ein paar Tage geschlafen habe, bin ich zurück… Seit Montag habe ich nicht mehr getrunken, ein seltsames Gefühl. Rumänien war die Wodka-Hölle, Paradies… Sie gaben mir (oder hatte ich danach gefragt?) Gläser voller Wodka. Nicht 0,1, sondern 1,0. Irgendwie war es sehr einfach diese zu trinken, man hatte sogar das Gefühl, dass man gleich danach ein neues haben wollte. Wodka zum Frühstück machte mich sehr glücklich. Einmal war ich in Rumänien zu einer Hochzeit von Andrew und seiner Frau, deren Namen ich vergessen habe, eingeladen. Es gab dort drei verschiedene Sorten Wodka, alle in verschiedenen Farben. Das und Frankfurter Würstchen als Hochzeitsessen.

Die Straßen sind schrecklich, ich saß oft im hinteren Teil des Wagens und mir wurde das Rückgrat gebrochen—zur Warnung liefen auch ständig irgendwelche alten Leute mit kaputten Rücken umher. Ich kann mich nicht mal mehr dran erinnern, ob es Löcher in der Straße waren oder ob wir über tote Hunde gefahren sind.
Oh, Land der Kühlschränke, wie cool es ist, sehr viele, sehr große Kühlschränke in deinem überheizten Restaurant zu haben, auf denen all diese westlichen Markennamen stehen. Keiner davon ist angeschlossen.
In gewisser Weise nutzen sie all Elektrizität zum Heizen. Also bereite dich besser auf warmes Bier vor. Oder trinke eben Wodka, so wie wir. Traditionellerweise trägt die männliche Population Regenstiefel, Jogginghosen, ein ungewaschenes Sweatshirt und irgendwas auf ihrem Kopf. Sie lieben es umher zu stehen. Viele Baustellenschilder, von EU-Geld finanziert und viele Arbeiter mit vielen Zigaretten in ihren Mündern, die anderen Arbeitern beim Arbeiten zusehen. Ihr Lieblingsessen ist gebackenes Schweinehirn oder Pizza, die immer mit zwei Arten Ketchup serviert wird, scharf und mild. So können sie eine halb-und-halb Pizza haben. “Uh… zu scharf… wisst ihr, was ich mache? Ich drehe einfach meine Pizza, hahaha!”

Die Kellner sind nicht allzu freundlich. Auch die Einheimischen müssen darunter leiden. Manchmal gibt es Dinge einfach nicht. es kann auch passiern, dass einen die Kellner auf der Straße verfolgen, dich beschuldigen, dass du ein Glas gestohlen hättest und fünf Euro extra einfordern.
Sehr gängig sind auch Ritter-Restaurants, in denen die die Leute aussehen, als kämen sie aus einem Märchen.
Ich hörte die schlimmste Musik, die ich jemals hörte, während ich Muschi und Kraut aß. In Rumänien bedeutet Muschi ein Stück Fleisch. Als ich meinen Nachbarn fragte, wer diese Musik erfunden hätte, meinte dieser, dass es Michael Boston gewesen sei und dieser ein sehr schöner Mann sei. Nach dem Essen erzählte mir der Chef, dass es da etwas sehr schönes geben würde, das er mir gerne zeigen würde. Wir gingen durch verschiedene Räume des Restaurants bis wir in einen kamen, in dem ein runder Tisch stand. Und er sagte: “This!”, und ich sagte: “Was ist das?”, und er sagte: “Der runde Tisch”, und ich sagte: “Der runde Tisch?” “Ja – der runde Tisch”.
Als ich diesen Ort verließ sah ich einen jungen Mann, der einen Welpen wegwarf. Als er mich anlachte, erkannte ich, dass er keine Zähne in seinem Mund hatte.
Beste Grüße,

Martin