Alle Fotos: Stefan Leitner
Österreichs elektronische Festivalszene ist in den letzten Jahren arg gebeutelt worden. Umso erfreulicher ist, dass nach den Turbulenzen des Jahres 2014 und dem durchaus geglückten Relaunch des Jahres 2015 das Springfestival in Graz 2016 nun eine weitere Steigerung in Sachen Qualität und einen wichtigen Locationzuwachs vermelden kann: Die Postgarage, die im letzten Jahr noch eine Nachdenkpauase einlegte, ist heuer wieder an Board, was das Festival mittlerweile wieder zu dem macht, was es in den besten Jahren davor war.
Locations
Graz—so hört man mittlerweile von ansässigen Veranstaltern—sei ein bisschen wie Wien geworden. An manchen Wochenenden gibt es zu viele Partys und Events. Am Springwochenende wird das niemanden stören, denn mit Dom im Berg, PPC, Parkhouse, Helmut Liste Halle und Postgarage sind alle namhaften Locations an Board. Bespielt werden außer der Halle alle täglich. Es gibt fünf Tage und vier Nächte Programm, drinnen wie auch draußen (Stadtpark).
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Synergie
Laut dem neuen Pressebeauftragten Nikolaus Wegscheider fügt sich „Das Springfestival Graz nahtlos in das Grazer Stadtgeschehen ein. Wie kein anderes österreichisches Festival, vereint es urbanen Lebens- und Erlebnisraum mit einem elektronischen Musikfestival von internationalem Format. Auch Kulturinstitutionen außerhalb des Clubgeschehens werden 2016 verstärkt eingebunden.“
Das heißt, dass 2016 auch die Museen und Ausstellungsstätten der Stadt Graz in das Festivalgeschehen eingebunden werden und so dem Besucher ermöglichen, Kultur, Konzert und Party zu vereinen—ein großes Ziel, das gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen.
LineUp
Der wichtigste Teil: Hier war Graz immer gut aufgestellt und ist es nun auch dieses Jahr wieder: Ben Klock lässt die Herzen der Berghain-Fans höher schlagen, auf den Spanier Oscar Muleror trifft ähnliches zu.
James Holden, das zum Border Community-Label-Boss herangewachsene, ehemalige Techno-Wunderkind, beehrt das Festival mit seiner Performance „Museum of Fractals“. Gemeinsam mit Tabla-Spieler Camilo Tirado wird er ein Live-Set zum Besten geben, das mit der Verbindung von innovativer Musiktechnologie und Live-Percussion den Minimal Music-Komponisten Terry Riley feiert. Ellen Allien, die Grand Dame von bPitchcontrol, ist ebeso am Start wie Recondite live aus der hippen Dystopian-Ecke oder das Chicago Urgestein DJ Sneak.
Sein Pendant im Technobereich könnte Kenny Larkin sein—ebenfalls zu Gast. Wer es minimaler will, wird Raresh, Dyed Soundorom aus der „Apollonia“-Ecke, Stimming live (Diynamic) oder Praslea verfolgen. Für die Drum’n’Bass-Fans gibt es Delta Heavy, June Miller (ram records) und auch noch DJ Hype dazu. Man hofft somit auf „Bass genug für alle“. Und selbstverständlich wird die heimische Szene in großem Umfang vertreten sein—ganz im Gegensatz zu vielen anderen Festivals, die nur auf Namen schielen und den Home-Support total vernachlässigen.
Ein großes Eröffnungskonzert in der Helmut List Halle wird das Ganze am 25. Mai eröffnen. Der Act folgt, so Wegscheider mit „Phase 3“ der LineUp-Bekanntgabe (wir halten bei Phase 2). Und zum Drüberstreuen soll es nun endlich auch ein Festival Magazin geben. Der Titel: SPRINGMAG, optisch wird das Ganze ohnehin wieder großartig sein. Viel Mapping, noch mehr visuelle Unterstützung.
FAZIT
Es klingt alles sehr vielversprechend, das LineUp ist jetzt schon vielseitig und toll und man erkennt das Bemühen, ein echtes urbanes Festival auf die Beine zu stellen und zu etablieren, um Graz—ganz im Gegensatz zur Bundeshauptstadt—zur kleinen Königin Österreichs zu machen. Die Museen mit einzubinden war sicher eine begrüßenswerte Idee. Was in den weiteren Phasen noch kommen wird, darf mit Spannung erwartet werden. Man darf hier ganz getrost und ohne lange nachzudenken eine Empfehlung abgeben: VISIT GRAZ! (Einziger Wehrmutstropfen: Es kollidiert mit dem Lighthousefestival in Porec.)
Alle Infos zum Springestival 2016 findet ihr hier.
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