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Drogen

Drogenpolitik: 2016 sind wieder mehr Menschen an Drogen gestorben

Seit vier Jahren steigt die Zahl der Drogentoten konstant an. Der historische Höchstwert aus dem Jahr 1991 ist allerdings noch nicht erreicht.
Titelfoto: imago | ZUMA Press

Im Jahr 2016 sind 1.333 Menschen an Drogenkonsum gestorben. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Der seit 2013 zu beobachtende Anstieg konnte nicht gestoppt werden. "Dass die Drogentotenzahlen zum vierten Mal in Folge angestiegen sind, ist keine gute Nachricht", sagte Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, am Montag in Berlin. Zusammen mit dem Bundeskriminalamt stellte sie dort die Zahl der Drogentoten vor.

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Die mit Abstand meisten Todesfälle folgten auf Überdosierungen von Heroin oder Morphin. Aber auch "Legal Highs" fordern immer mehr Tote in Deutschland. An den sogenannten "Designerdrogen" wie Spice oder Badesalz starben letztes Jahr 98 Menschen – fast dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Die Bundesregierung hat Ende 2016 ein Gesetz verabschiedet, das "Legal Highs" so gut wie möglich eindämmen soll.

In Bayern am meisten Drogentote

Von den Bundesländern muss das besonders repressive Bayern mit 321 Menschen die meisten Drogentoten verzeichnen, gefolgt vom bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen (204), Baden-Württemberg (170) und Berlin mit 167 Todesfällen – was gemessen an der Einwohnerzahl überproportional viel ist. Mit 84 Prozent ist der Großteil der Verstorben männlich und im Durchschnitt knapp über 38 Jahre alt.


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"Weder die Forderung nach einem Kampf gegen die Drogen hilft weiter noch der Ruf nach einer Legalisierung", sagte die Drogenbeauftragte Mortler. Für sie gäbe es im Kampf gegen die steigenden Todesfälle nur "Prävention und Frühintervention". Jeder, der erstmalig mit einer verbotenen Substanz aufgegriffen werde, müsse mit seinem Drogenkonsum konfrontiert werden und umgehend Beratung erhalten.

Kritik an der Verbotspolitik

"Dass die Substanzen immer reiner und preiswerter werden, zeigt, dass wir mit der Verbotspolitik an diesem Ende nicht weiterkommen", sagte Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, zu der veröffentlichten Statistik. Damit kritisierte er die repressive Drogenpolitik, für die Marlene Mortler einsteht. Gaßmann kritisierte vor allem die prekäre gesundheitliche Versorgung von Suchtkranken in Gefängnissen, da viele der Drogentoten abhängige Häftlinge gewesen seien. Viele würden nach ihrer Entlassung an einer Überdosierung sterben.

Ob die seit Jahren steigende Zahl der Drogentoten ein Umdenken an der Verbotspolitik bewirkt, ist mehr als zweifelhaft. Der historische Höchstwert mit 2.215 Drogentoten im Jahr 1991 ist allerdings noch nicht erreicht. Auch Bundeskanzler Kohl setzte damals auf Prävention und Repression. Nur um die Zahlen in Relation zu setzen: Jährlich sterben 74.000 Menschen in Deutschland an den Folgen ihres Alkoholkonsums und 120.000 an den Schäden, die das Rauchen hinterlässt.

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