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Krypto-Millionär stirbt und hinterlässt Vermögen, an das nie jemand rankommen wird

Der Banker-Sohn war so paranoid, dass seine Erben jetzt vor einem Dilemma stehen: Wie kommen sie an den Krypto-Schatz, ohne Konten und Passwörter zu kennen?
Bild: imago | RTN Jennings

Was passiert mit einem Krypto-Schatz, wenn sein Besitzer stirbt? Das ist eine Frage, die sich jetzt die Verwandtschaft von Matthew Mellon stellen muss. Mellon, 54-jähriger Milliardär und Sohn einer US-Banker-Dynastie, verstarb am 16. April 2018 im mexikanischen Cancun. In seinem Besitz befanden sich Coins der Kryptowährung Ripple im Wert von über 250 Millionen Dollar. Das Problem: Niemand außer Mellon kennt die Zugangs-Codes.

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"Paranoid", so beschrieben Freunde und Wegbegleiter Mellon laut Berichten des US-Magazins Forbes und der britischen Zeitung Mail on Sunday. Jeder Winkel seiner angemieteten Villa in Los Angeles – vom Eingang bis zur Sauna – hat Mellon videoüberwachen lassen. Wer sein Haus betrat, sollte, so die Medienberichte, die Kamera am Smartphone abkleben.

Matthew Mellon hatte Angst vor Hackern

Mellon war ein früher Investor in Ripple, eine Kryptowährung, die auch von internationalen Banken unterstützt wird. Etwa zwei Millionen Dollar hat er in die Kryptowährung investiert, nachdem er sich enttäuscht zeigte von bekannteren Kryptowährungen wie Bitcoin. Sie seien "dunkel, gruselig und anti-amerikanisch" so Mellon laut Forbes.

Das Investment hat sich für Mellon offensichtlich gelohnt: "Eine Milliarde Dollar habe ich gemacht, quasi kostenlos", prahlte Mellon noch dieses Jahr vor einem Reporter von Forbes. "Ich habe dieses Geld verdient, weil ich der einzige Mensch war, der sich getraut hat zu investieren. Meine Familie dachte, ich wäre wahnsinnig. Ich wusste, es wird ein Home Run." Er verkauft große Teile seines Ripple-Investments während eines Höchststandes der Währung. Mellon, der sein Leben lang mit schlechten Geschäften und Drogensucht kämpfte, hatte damit ausgesorgt.

Wie ein echter James Bond soll Mellon von diesem Vermögen gelebt haben, erzählen Wegbegleiter der Mail on Sunday. Er kaufte Ferraris, tauschte sie gegen Lamborghinis, bezahlte für Freunde. Doch gleichzeitig war Mellon "außer sich vor Angst" vor diebischen Hackern, so eine Freundin zur neuseeländischen Zeitung. Seine Ripple-Investments sollen über "dutzende Konten" gelaufen sein, teils unter falschen Namen, von deren Existenz nur er wusste. Die Zugangsdaten soll er auf Speicherkarten in Schließfächern in ganz Amerika versteckt haben. Wie hoch genau sein Ripple-Vermögen vor seinem Tod war, lässt sich daher nicht genau beziffern, allerdings dürfte es sich im Millionenbereich bewegt haben. Forbes schätzt sein Vermögen auf etwa 500 Millionen Dollar.

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Währenddessen, es ist Ende 2017, glitt Mellon laut Medienberichten zurück in die Drogensucht und versuchte sie mit medizinisch fragwürdigen Methoden wie einer Kryotherapie oder Vitamin-Infusionen zu überwinden. Kurz bevor er in eine mexikanische Entzugsklinik einchecken konnte, verstarb Mellon. Mail on Sunday zitiert einen Gerichtsmediziner, die Todesursache soll "nicht natürlich" gewesen sein.


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Unklar ist jetzt, was mit dem Kryptovermögen passiert. Denn die Sicherheitsvorkehrungen von Mellon waren so gut, dass auch seine Familie keinen Zugriff auf das Kryptogeld bekommen kann: "Grundsätzlich scheint es mir schwer möglich, für die Familie an die Werte zu gelangen, wenn Sie nicht wissen, wie die Adressen seiner Wallets und die dazugehörigen Schlüssel lauten", schreibt der Blockchain-Forscher Dr. Thomas Wagenknecht in einer E-Mail an Motherboard. "Theoretisch könnten auch Mellons Transaktionspartner darüber Auskunft geben, wenn sie denn wüssten, mit wem sie es zu tun hatten." Tatsächlich helfen laut dem Finanzmagazin Fortune Krypto-Börsen Angehörigen, an die Inhalte der Accounts von Verstorbenen zu kommen. Dafür müssten die Angehörigen aber Transaktionen nachweisen können – und die hat Mellon angeblich bewusst verschleiert.

Der Fall zeigt ein interessantes Dilemma von Kryptowährungen: Aus einer Sicherheits-Perspektive waren die Vorkehrungen von Mellon wohl nicht falsch. Es gibt zahlreiche Fälle von Hackern, die Krypto-Wallets ausräumen. Doch für den digitalen Nachlass von Kryptowährungen gibt es noch keine Lösung, die sicher ist und sich nicht auf Dritte verlässt. Vielleicht inspiriert der Fall Matthew Mellon ja Entwickler dazu, an einer solchen Lösung zu arbeiten: Etwa einen über eine Blockchain abgewickelten Smart Contract, der automatisch die Passwörter paranoider Kryptowährungsnutzer nach ihrem Tod für die Erben freigibt.

Wenn es nach Blockchain-Enthusiasten geht, bietet die Blockchain schließlich für fast alles eine automatisierte, dezentrale Lösung. Wenn wir schon dabei sind: Der Smart Contract könnte dann auch gleich vorgeben, wofür die Erben das Geld ausgeben dürfen.

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