In unserer Reihe “ Das erste Date mit … “gehen wir mit Musikern auf ein erstes Date, um ihnen möglichst unangenehme Fragen zu stellen, die man bei einem ersten Date so abfrühstückt, und ihnen eine Chance zu geben, sich möglichst von der besten Seite zu zeigen – genau wie bei einem Date.
Seit seinem Debütalbum Sei ein Faber im Wind ist Faber aus der Zürcher Musikszene nicht mehr wegzudenken. Mit seinem Pop der groben Art inklusive Blasmusik und provozierenden Texten, die in einer rauchigen Stimme wiedergegeben werden, hat er uns schon lange in seinen Bann gezogen.
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Durch ihn kommen Männlichkeit, der Begriff Macho und unkomplizierter Sex zurück auf die Pop-Bühne. Anstatt lange Reden zu halten, wird gehandelt. Doch sein Konzept mit Texten, die auf schlaue Weise dumm wirken und flirtend die Grenze der Popmusik überschreiten, funktioniert.
Die beste Idee für ein erstes Date bei bewölktem aber trockenem Himmel? Geh mit deinem Gegenüber während der Ferienzeit und an einem Mittwochnachmittag in den Zürich Zoo – zwischen Pfadfindergruppen, Kinderwagen und Tieren lässt es sich gut flirten. Genau das haben Faber und ich getan.
Noisey: Beim ersten Date zu spät kommen, macht schon einmal einen guten Eindruck.
Faber: Bin ich zu spät? Komm, die zwei Minuten! Ich hab dir ja Bescheid gesagt, dass ich zehn Minuten zu spät kommen werde.
Also gut, leider hat das mit dem Pedalofahren nicht geklappt, aber Zoo macht ja auch Spass. Wohin sollen wir zuerst, was ist dein Lieblingstier?
Pinguine finde ich ziemlich geil. Lass uns dorthin gehen.
Wir schlängeln uns durch die Kindermassen in Richtung Pinguinhaus.
Ich wollte dich eigentlich vor dem Date noch stalken, leider kam ich nicht mehr dazu. Wenigstens habe ich noch in deine Musik reingehört.
Und wie findest du sie?
Ist jetzt nicht ganz meins, aber ich find sie nicht schlecht. Es gibt einige Songs, die ich mag und andere, die ich weniger gut finde, aber das ist doch bei jedem Künstler so.
Kannst du mir ein paar Beispiele von Songs sagen, die du magst und solche, die du eher weniger gut findest?
“Wem du’s heute kannst besorgen” finde ich gut, aber “Nichts” gefällt mir zum Beispiel weniger.
Ja, “Nichts” fühle ich auch nicht so. Also live zum Spielen macht es echt Laune, aber sonst finde ich das Lied nicht so gut. Zum Aufnehmen im Studio hat es auch nicht so Spass gemacht.
Im Pinguinhaus angekommen, schauen wir ihnen beim Rumwatscheln zu.
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich ein Pinguin, wegen der Tollpatschigkeit, was wärst du?
Wahrscheinlich auch ein Pinguin. Tollpatschig. Aber voll elegant im Wasser und sie bleiben ein Leben lang zusammen.
Bist du denn elegant im Wasser?
Definitiv nicht. (lacht)
Ist es ein Ziel von dir, ein Leben lang mit einer Person zusammen zu sein?
Ziel ist jetzt übertrieben. Ich meine, klar wäre es schön und toll, wenn du eine Person findest, mit welcher du den Rest deines Lebens verbringen würdest, aber die musst du erst einmal finden.
Meine Begeisterung für Zoos und ihre Gehege hält sich ja in Grenzen. Wie sieht es bei dir aus?
Ich find Zoos ziemlich cool und ja kleine Gehege sind geil. So siehst du die Tiere besser und sie sind näher an dir dran.
Denkst du nicht, dass dies für die Tiere nicht so geil ist?
Die kennen nichts anderes, darum ist es für sie nicht schlimm. Diese Pinguine waren nie in der Antarktis, sie kennen nur das Leben im Zoo. Ich meine, wir wissen auch nicht, ob wir uns in einem riesigen Gehege befinden und sind glücklich, wie wir leben.
Isst du eigentlich Fleisch?
Ja, klar. Ich finde ja Veganismus und Vegetarismus echt eine gute Sache, aber mir geht dieses Scheinheilige auf die Nerven. Ich meine, du isst kein Fleisch, aber fliegst dafür tausende Kilometer weit weg in die Ferien oder schiesst dich jedes Wochenende ab. Das ist für mich dann wie ein Zwiespalt. Klar Koks und Bier ist vegan, aber den Moralapostel spielen und sich dann jedes Wochenende zuzudröhnen finde ich irgendwie Kacke. Das ist so ein Berlin-Phänomen. Vegan und Leder ist auch immer so eine Sache, aber wie gesagt, eigentlich finde ich es gut.
Als nächstes sind die Löwen dran, also setzen wir uns wieder in Bewegung.
Was machst du neben der Musik?
Ich konzentriere mich seit vier Jahren wirklich nur auf die Musik und es hat irgendwie geklappt. Nachdem ich das Gymnasium abgeschlossen hatte, besuchte ich drei Monate lang meinen Vater auf Sizilien. Ich liebe die Insel und die Leute. Die Stimmung ist einfach einzigartig und völlig anders als in Zürich oder Berlin. Ich bin auch jetzt noch regelmässig dort. Am Anfang spielte ich auf Hochzeiten, Geburtstagen oder in Restaurants, um Geld zu verdienen. Doch mittlerweile komme ich gut nur mit der Musik über die Runden. Studieren möchte ich eigentlich nicht. Ausserdem habe ich gar keine Zeit, um zu arbeiten oder studieren, da wir so viel auf Tour sind und Konzerte spielen. Da bist du halt ständig mit der Band und den Technikern im Bus unterwegs und konzentrierst dich auf deine Umgebung.
Und was hörst du so privat?
Ich begrenze mich da nicht auf ein einziges Genre. Eigentlich höre ich alles quer durch, Allerweltsmusik.
Aber Schweizer Künstler schon auch, oder?
Ja, ich mag solche Sachen wie Sophie Hunger oder auch Baba Shrimps.
Wie sieht es bei dir mit Hobbys aus – abgesehen von der Musik?
Ganz ehrlich, ich habe echt keine Zeit für andere Sachen, weil wir immer auf Tour sind. Wobei: Ich würde sagen Fussball, Ping-Pong oder Saufen.
Bier ist ja auch ein Hobby.
Definitiv.
Würdest du normalerweise bei einem ersten Date in den Zoo gehen?
Ich denke eher weniger. Das ist schon fast zu intim. Eher irgendwo etwas trinken gehen.
Ich habe mir echt noch überlegt, ob ich vor unserem Treffen ein paar Shots trinken soll, weil ich nie weiss, über was ich mich unterhalten soll. Fällt dir flirten als Lyriker leicht?
Um ehrlich zu sein, bin ich nicht so erfahren mit Dates. Ich hatte auch nie wirklich so eine Date-Phase. Wenn ich jemanden kennenlerne, dann meistens über Freunde oder auf Tour. Darum mach ich mir auch nie so viele Gedanken. Muss ich auch nicht, da ich eine Freundin habe und die Leute, welche ich auf Tour kennenlerne, sind meistens nur oberflächliche Bekanntschaften. Aus Tourbekanntschaften wurden selten enge Freundschaften. Ich meine, ich kenne viele Leute, aber nur wenige sind wirklich Freunde von mir geworden.
Dementsprechend hast du deine Freundin auch nicht über Tinder oder so kennengelernt?
Nein, ich hatte auch noch nie Tinder. Meine Freundin und ich gingen zusammen in die Schule – also in die Parallelklasse. Irgendwann später hat es dann mal gefunkt. Am Anfang dachte ich, dass sie nie auf mich stehen würde, weil sie so ein bisschen ein Assi ist. Ich dachte mir, dass sie nur auf richtige Männer steht.
Du würdest dich nicht als richtigen Mann bezeichnen?
(lacht) Nein, ich kann nicht Autofahren und bin “Student”.
Da du eine Freundin hast, sind Groupies bei dir auch nicht so ein Thema, oder?
Klar gibt es solche, die dich ansprechen wegen deiner Berühmtheit, aber das lässt mich kalt. Da sie nicht wirklich mich ansprechen, sondern Faber und dessen Ausstrahlung auf der Bühne. Ich achte auch nicht auf Nachrichten auf Social Media, dort erhalte ich schon manchmal so Messages wie: “Komm doch zu mir nach Hause.”
Wir machen eine Pause auf dem Picknickplatz, um eine Zigarette zu rauchen. Wir setzen uns in die hinterste Ecke, um die Kinder nicht zu stören.
Möchtest du später mal Kinder?
Also früher wollte ich immer eine grosse Familie mit vielen Kindern und dass meine Schwester auch viele Kinder bekommt. Damit wir alle zusammen eine grosse Familie sind. Mittlerweile bin ich echt unsicher. Aber ich habe ja noch Zeit, ich bin erst 24.
Pause vorbei und wir laufen zum Affenhaus. Neben den Primaten fällt uns die Statue von Stress aus Holz ins Auge.
Wieso hat Stress hier eine Statue?
Ich glaube, weil Stress, wie der Zoo, den Schutz von nachhaltigen Lebensräumen unterstützt.
Ist ja voll der Interessenkonflikt. Der macht ja, glaube ich, auch Werbung für Cola und solche Brands.
Möchtest du auch mal eine Statue von dir?
Ich arbeite immer noch an meinem Sponsoring von Parisienne. Daher die Raucherpause vorhin. Eine Statue von mir aus Parisienne-Zigaretten fände ich ziemlich geil. Wenn ich dann mal keinen Bock mehr auf die habe, kann ich sie anzünden und sogar rauchen.
Ich brauche jetzt ein Tier, dass aufmunternd ist. Meinem Mitbewohner geht’s beschissen. Was ist ein aufmunterndes Tier?
Gehen wir zu den Robben. Die sind süss.
Ich habe gerade auf Tour in der Nordsee Robben in der freien Wildbahn gesehen. Das war schon recht cool.
Wie gesagt, so getan: Wir begeben uns zu den Robben und schauen zu, wie sie im Becken ihre Runden ziehen.
Du wohnst also nicht alleine?
Nein, ich wohne in einer WG in Zürich.
Ich bin ein Vollzeit-Chaot. Wie sieht das bei dir aus? Bist du eher der organisierte Typ?
Organisiert? Gar nicht. Welchen Wochentag haben wir eigentlich? Ich wäre fast in die Ferien geflogen, weil ich unseren Termin vergessen hatte.
Es ist Mittwoch und das wäre nicht so gut angekommen. Wo wolltest du denn hin?
Mallorca, Ballermann.
Jetzt im Ernst?
Nein, Spass. Das war einfach der günstigste Flug von Bremen aus. Dort spielten wir unser letztes Konzert und ich wollte endlich ein wenig Sommer haben. Der Norden ist echt schön, aber ich vermisse das heisse Wetter.
Also eher der Sommertyp?
Voll, ich mag warmes Wetter viel mehr. Winter ist jetzt nicht so mein Favorit. Ich fahr auch ziemlich schlecht Snowboard. Wir sind als Kind selten in die Berge gegangen und die ersten paar Jahre fällst du halt nur hin. Darum favorisiere ich den Sommer.
Was für ein Sternzeichen bist du eigentlich?
Ich bin Widder, aber habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Ich glaube nicht an so Astrologisches oder Spirituelles.
Dann holen wir noch ein Getränk-to-go und Faber lässt ein Glas vom Zoo mitgehen, da wir gleich weiter müssen. Kurz wird noch überlegt, Geld für die riesige Plüschschlange im Zoo-Shop zusammenzulegen. Aber da sie nicht in die Wohnung von Faber passt, wird die Idee kurzerhand wieder verworfen.
Auch Bock Stunden mit Faber zu verbringen? Das kannst du auf seiner Tour erleben, hier findest du die Daten bis Ende Jahr:
06.12. CH – Zürich – Plaza
07.12. CH – Luzern – Konzerthaus Schüür
08.12. CH – Basel – Kaserne Basel
09.12. AT – Saalbach-Hinterglemm – Bergfestival 2017
14.12. DE – Berlin – Ich möchte Teil einer Jugendgefährdung sein #6
21.12. CH – Winterthur – Salzhaus
22.12. CH – Bern – Dachstock