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In der Rubrik „Do They Actually Suck“ schauen wir uns allseits gehasste Bands und Künstler an, um zu untersuchen, ob der überwältigende Hass der Leute gerechtfertigt ist. Wir beurteilen ganz objektive Kriterien wie ihre Musik, ihr Verhalten, ihr Erscheinungsbild und ihre Fanbase, um festzustellen, ob die Bands tatsächlich scheiße sind.
Heute werfen wir einen Blick auf Andreas Gabalier. Alleine beim Hören seines Namens läuft mir ein leichter Schauer über den Rücken. Deine Oma findet Gabalier wahrscheinlich ganz große Klasse oder „einen flotten Burschen“ und hat das Gefühl, plötzlich wieder einen Sinn für die Musik der jungen Leute zu haben. Menschen, die in einem abgelegenen Kaff leben, sind froh, dass sie auch mal was abseits ihres Landchores poppig finden können. Der selbst ernannte Volks-Rock´n´Roller Andreas Gabalier fällt auch gerne durch (sehr) fragwürdige Meldungen auf. Man kann schon sagen, dass er jemand ist, den man durchaus scheiße finden kann. Aber hat er das auch wirklich verdient? Ist er wirklich einer der Furchtbarsten unter dem österreichischen Musik-Himmel? Hier unsere objektive Bewertung verschiedener Kategorien auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 das Beschissenste ist.
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Musik: 4/10
Zugegeben: Wenn irgendwo Andreas Gabalier im Radio lief, habe ich bisher alles daran gesetzt, es zu überhören. Nach dem ersten Mal genauer hinhören klingt der Typ wie Kid Rock. Kid Rock mag man nicht, was unter anderem daran liegt, dass sein Sound Mainstream-gefällig ist. Gabaliers Musik könnte also durchaus auch von einem internationalen Künstler sein—wäre da nicht die Quetschn (österr. für Ziehharmonika), die ihn dann doch als Österreicher verrät. Sein wohl peinlichster Gassenhauer „Mountain Man“ erinnert an Shania Twain, nur dass Shania Twain es vermutlich OK findet, wenn Frauen nicht nur hinter dem Herd stehen wollen. Gabaliers Musik strotz vor lauter „Has’lan“, „Rehlein“ und „Taub’lan“. Es ist schmerzhafter, als sich die Eierstöcke bei vollem Bewusstsein rauszureißen. Der Zenit des schlechten Geschmacks? „Zuckerpuppen“. Produziert ist die Musik wie Popmusik heutzutage eben produziert wird. Was recht schlau ist, weil er internationale Formeln benützt und sie als Volksmusik verkauft. Ihr wundert euch, warum wir schon beim Einstieg so milde gestimmt sind? Die Musik ist eben professionell gemacht, daran lässt sich nicht rütteln. Und deutlich besser als ihr Ruf. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
Erscheinungsbild: 7/10
Menschen, die sich zu diversen Anlässen als Andreas Gabalier verkleiden, kann man schon mal mit Elvis verwechseln. Alles, was bei Elvis durchging, ist bei Gabalier schlicht und einfach falsch. Es ist an Gabalier wohl vorübergegangen, dass Haargel mit dem Boyband-Phänomen der 90er ausgestorben sein sollte. Weiters stellt sich die Frage, wer einen Typen ernst nehmen kann, der mit nacktem Oberkörper auf einer Almwiese steht, Lederhosen trägt und eine Ziehharmonika schultert? Das Tank Top sieht bei einem angesoffenen Mundl auch um Welten authentischer aus, als bei einem Typen, der fast heulend auf einer Bühne steht und „Amoi seg´ ma uns wieder“ in ein schmachtendes Publikum plärrt. Aber, nun, wenn er seinen Mund nicht aufmachen würde, hätte er eh ein reizendes Gesichtchen. Durch seine Verkleidung, macht er sich das aber etwas kaputt. So halten wir ihm eben zugute, dass er so lächerlich aussieht, dass er einem selbst an schlimmen Tagen ein Lachen ins Gesicht zaubert.
Verhalten: 10/10
Wisst ihr noch, wer es auf dera Wölt nicht einfach hat? Richtig: Ein Manderl, das noch auf Weiberl steht. Wisst ihr noch, was unsere Kollegen von FM4 rauchen? Richtig, Marihuana. Wisst ihr noch, wer nichts in der Bundeshymne verloren hat? Richtig, die Töchter. Das ist nicht die feine englische Art, Andi. Diese Fehltritte und Videos von ihm, die um das Wort „Skandalrede“ nicht herumkommen, sollten eigentlich beweisen, dass der neue „Heidi“-Interpret ein ziemlicher (stupid) Bad Boy ist. Das kommt bei der Masse aber nicht wirklich an. Etwas muss man Gabalier nämlich lassen: Er weiß, wie man das Image des „bodenständigen Lieblings der Nation“ ausspielt. Was ihn eigentlich nur zu einem noch größeren Kotzbrocken macht. Wäre er also nicht so scheiße, wäre er eh ganz leiwand.
Fanbase: 3/10
Wenn Gabalier mal wieder was Furchtbares sagt, nennen es seine Anhänger „Klartext“. Sie sind nicht die Hellsten, was sie auch so extrem stolz auf ihren „Steira-Bua“ macht. Aber, da sind Kinder und Omis unter seinen Fans und Kinder und Omis kann man nicht bashen. Wirklich reizend ist die Fan-Homepage, auf der du sogar das Rezept für sein Lieblingsrezept findest. „Griechisches Rindersteak!“.
Tatsächliche Beschissenheitsbewertung: 6/10
Ja, Gabalier ist menschlich ein Kotzbrocken, aber nur weil Scheiße drin ist, muss nicht Scheiße draufstehen. Er macht ganz aushaltbare, durchschnittliche Musik, mit sexistischen Texten, geht gerne mit seiner Ziehharmonika spazieren und wird auch weiterhin seinen Haartaft in unseren Gehörgang sprühen. Life is unfair.
Isabella auf Twitter: @isaykah
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