Was ist mit Erlebnissen, an die man sich nicht erinnern kann? Ist das genau die gleiche Scheiße, wie bei diesem Baumdenkspiel, wo niemand da ist, der es hört, wenn er gefällt wird? Oder ist das was anderes, weil es immer wieder fotografische Dokumente gibt, die Chris’ drogeninduziertes Abspacken festhalten und es außerdem ziemlich von Vorteil sein kann (=Geburtstagskuchen im Zweiwochenturnus), wenn der Typ im Sushiladen nebenan ebenfalls annesie leidet?
Photographic Mammaries Volume 4
Clubplatinumx.com
Regie: Brandon Iron
Bewertung: 9
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Ich kann mich nicht an viele Dinge erinnern. Es gibt diese Jahre, vor allem im Zeitraum von 1998 bis 2003 an die ich ziemlich wenige Erinnerungen habe. Ich glaube, es hat etwas mit den Unmengen von Drogen zu tun, die ich in dieser Zeit genommen habe. Nicht, dass ich damit sagen will, ich h√§tte mir durchgehend Drogen wie mein t√§glich Brot reingepumpt, nein, aber es war schon so, als h√§tte ich versucht, irgendeinen Junkieweltrekord zu brechen.
Jetzt bin ich seit zwei Jahren clean, aber meine Nüchternheit hat mir trotzdem all diese Erinnerungen nicht zurückbringen können. Alles, was ich habe, sind Erinnerungen aus zweiter Hand, von Freunden und Fremden, sowie Fotos, die ich mal gemacht habe.
Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich Leute treffe, die dann total nostalgisch werden und Sachen sagen wie, „Weißt du noch, als du dieser Stripperin auf der Bühne in den Schritt gekotzt hast?“, oder, „Was ist mit dem einen Mal, als du dieser Frau auf der Tanzfläche aufs Bein gepisst hast?“ Alles, was ich dann tun kann, ist zu lächeln und ihnen zu sagen, dass, auch wenn sie sich für immer und ewig durch dieses Erlebnis mit mir verbunden fühlen, ich keinerlei Erinnerung an diesen gemeinsamen Moment besitze.
Das ist schon irgendwie traurig. Ich fühle mich wie ein Mann ohne Vergangenheit, als würde ich unternesie leiden oder hätte von der Gestapo eine Gehirnwäsche erhalten. Vor ein paar Monaten bin ich durch die Fotos für unsere Hochzeitshomepage, die wir gerade zusammenstellten, gegangen und habe immer wieder Fotos gefunden, die mich völlig umgehauen haben. Ich sah sie an und sagte, „Ich habe Mike Tyson getroffen?“ „Ich war beim Mount Rushmore?“ „Wann zum Teufel war ich in Paris?“ „Ich habe eine Schwertfisch gefangen?“ Es ist so, als hätte ich ein ganzes Leben voller Abenteuer verpasst. Wie passiert so was?
Ich setze mich jetzt hin, schaue mir Fotos von mir selbst an, auf denen ich total drauf und besoffen bin, und sage mir, dass ich ab jetzt auf jedes Foto, das ich mache, das exakte Datum und die Geschichte, die dazu gehört schreiben werde. Ich bin auch ziemlich konsequent und ziehe das seitdem wirklich durch.
Ich habe dieses Polaroid von Crissie, mir und einem Chinesen, das wir an dem Abend vor ihrem 30. Geburtstag gemacht haben. Da gibt es diesen Sushi/Hibachi-Laden in der Nähe von unserem zu Hause, wo wir oft hingehen. Ich kann den Namen sowieso nicht richtig aussprechen, deswegen nenne ich ihn Orang Utan. Wenn du ihnen sagst, dass du Geburtstag hast, kommen sie mit einem Kuchen an und singen ein lustiges Lied, nur um dich danach für ein Foto zum Tanzen zu kriegen. Wir faken dort mindestens zwei Geburtstage pro Monat. Normalerweise mache ich meine Schlitzaugengrimasse, aber diesmal habe ich mich für ein festlicheres Gesicht entschlossen.
Die Bemerkung, die ich in mein Notizbuch schrieb, sagte: „War mit Crissie Hibachi essen, weil sie Geburtstag hatte.“ Wir wurden an einen Tisch neben zwei Lipglosslesbenpärchen gesetzt. Crissie dachte erst, dass es Stripperinnen seien und als sie anfingen, herumzuknutschen, fragte sie mich: „Hast du die für meinen Geburtstag besorgt?“ Traurigerweise hatte ich nichts damit zu tun. Fürs nächste Jahr merken: Lesben für Crissies Geburtstag besorgen.
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