Eigentlich geht die Geschichte ja so: Wenn Schüler oder Schülerinnen gemobbt werden, ausgeschlossen oder diskriminiert, dann sind andere Schüler die Täter. So sind Kinder eben und Jugendliche sowieso, grausam und leicht zu reizen. Die Lehrer hingegen machen nicht mit beim Mobbing-Game, keinem Lehrer würde in den Sinn kommen, Schüler wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Sexualität oder ihres Geschlechts zu beleidigen. Richtig? Natürlich nicht. Was wir alle insgeheim schon wussten (schließlich ist jeder von uns zur Schule gegangen), bestätigen nun Zahlen der Berliner Senatsverwaltung für Bildung: Von den von der Behörde überprüften Diskriminierungsfällen gehen wesentlich mehr auf das Konto von Pädagogen als auf das von Schülern.
Das ergibt sich aus einer Anfrage des Grünen-Politikers Sebastian Walter im Berliner Abgeordnetenhaus. Insgesamt wurden der Senatsverwaltung 170 Diskriminierungsfälle aus dem Schuljahr 2016/2017 gemeldet, die die Behörde überprüfen und bestätigen konnte. In den meisten dieser Fälle (106) wurden Schülerinnen oder Schüler rassistisch beleidigt, in 20 Fällen ging es um Behinderungen und in 10 um die sexuelle Orientierung. Wie die Zahlen in den Jahren davor ausgesehen haben können, weiß man nicht – die Meldekategorie “Diskriminierung” gibt es erst seit 2016.
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Einige von uns können sich an eine Erdkunde-Lehrerin erinnern, die sich konsequent weigerte, türkische Namen auszusprechen, oder an einen miesen Sportlehrer, der Mädchen weniger respektvoll behandelte als Jungs. Und wie es aussieht, haben wir uns das nicht eingebildet. Denn von den 170 Diskriminierungsfällen, die in Berlin bestätigt wurden, gehen nur 20 auf das Konto von Mitschülern. 48 Mal, also mehr als doppelt so häufig, wurden Schülerinnen rassistisch oder behindertenfeindlich von ihren Lehrern und Lehrerinnen beleidigt. In 60 weiteren Fällen waren die Täterinnen “weiteres Schulpersonal” oder Mitarbeiter von Jugendämtern und außerschulischen Bildungsträgern. Mit anderen Worten: andere Erwachsene, die eigentlich einen Bildungsauftrag haben sollten.
Diese Zahlen sagen natürlich kaum etwas darüber aus, wie viele Diskriminierungsfälle es tatsächlich an Berliner Schulen gibt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich sehr hoch, viele Fälle werden nie gemeldet. Saraya Gomis ist die Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsverwaltung für Bildung. Der Berliner Morgenpost sagte sie, allerhöchstens 20 Prozent der Fälle würden überhaupt gemeldet werden. Sie ginge aber davon aus, dass es schon nächstes Jahr deutlich mehr sein würden. Es wäre schön, wenn der Grund dafür wäre, dass immer mehr Schüler und Schülerinnen sensibler für Diskriminierung werden. Das kann sogar sein. Gleichzeitig müssen wir uns aber darauf einstellen, dass mit einem Rechtsruck der Gesellschaft auch der Umgangston an Schulen schlimmer wird.
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