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Rechte Idioten haben versucht, Femen die Einweihungsparty ihres neuen Hauptquartiers zu verderben

Sie haben aber auf ganzer Linie versagt.

Femen sind berühmt dafür, immer eine ziemliche Show abzuliefern, und die Einweihungsparty ihres neuen Domizils in Paris war wieder einmal ein guter Beweis für diese Tradition. Vorletzten Sonntag feierten die Damen mit Freunden und ebenfalls eingeladenen Vertretern der Presse ein „Satansfest“ zu Ehren des neuen internationalen Femen-Hauptquartiers, nachdem das vorherige im letzten Sommer abgebrannt war. Femen-Anführerin Inna Schewtschenko spricht bis heute von einem Brandanschlag, während die Polizei ihrerseits von einem Unfall ausgeht. Was auch immer damals passiert sein mag, das Ergebnis ist, dass Femen jetzt ein neues Zuhause haben. Und ich habe mir das ganze auf der Einweihungsparty mal angesehen.

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Bei einer Hausparty kommt es durchaus vor, dass irgendwann ein paar Polizisten vor der Tür stehen, weil sich irgendjemand wegen der Lautstärke beschwert hat. Eine ganze schwer gepanzerte Einsatztruppe vor der Tür ist allerdings doch eher selten—es sei denn, irgendwas ist gehörig schief gelaufen. Aber hier war nichts schief gelaufen, alles lief bestens, und die Polizisten waren nicht gekommen, um die Gäste nach Drogen zu filzen und die Party zu beenden, sondern um sie zu schützen. Aus unerfindlichen Gründen hatte die sich immer weiter beunruhigend vergrößernde Rechte in Frankreich Anstoß an der Ankündigung einer anti-religiösen, queer-freundlichen, anti-patriarchalen Party genommen, weswegen sich ein paar der nationalistischen Deppen auf den Weg gemacht hatten, um den Gästen eine kleine Abreibung zu verpassen.

Et les propos ne sont pas légers :"A trop jouer avec les flammes de l'enfer, leur local pourrait prendre feu…" #Femen http://t.co/yl25i4FDGr

— Alexandre GABRIAC (@Gabriac) 18. April 2014

Sogar Frankreichs „Lieblingsnazi“, Alexander Gabriac, hatte sein Kommen angekündigt und per Twitter diese indirekte Drohung abgelassen, die übersetzt ungefähr soviel bedeutet wie: „Wenn sie zu viel mit den Flammen der Hölle spielen, könnte ihr Haus dabei Feuer fangen.“

Aber natürlich wurde nichts in Brand gesteckt—all die Rechten, die gekommen waren, standen nur dumm in der Gegend herum, bis Inna irgendwann herunterkam und sie dazu einlud, mit ihr „im Feuer zu tanzen“. Merkwürdigerweise wollte das aber keiner von ihnen tun und so zogen sie schließlich ab, ohne für weiteren Unfrieden zu sorgen.

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Die Rechten sind nicht die einzigen, die ein Problem mit Femens Präsenz in Paris haben. Femens neues Quartier liegt in Clichy, einer hauptsächlich muslimischen Gegend im Norden von Paris. Die Poster für ihre Party, die Femen hier aufhängten, zeigten eine Frau mit drei Brüsten, die einem Priester, einem Rabbi und einem Imam den nackten Arsch versohlt. Wie ihr euch vorstellen könnt, war dies nicht die beste Idee, um sich in der tiefreligiösen Nachbarschaft zu integrieren.

Das Hauptquartier war viel schicker als das ranzige Loch in Barcelona oder die Party-Kommunen in Riga, die ich vorher besucht hatte. Alle Wände waren im gleichen Altweiß gestrichen, es gab eine große Dachterrasse, eine Tanzfläche, die gleichzeitig als Trainingsraum benutzt wird, und einen Raum mit Drucker, in dem sich auch der Femen-Shop befindet. Das Foto oben stammt aus dem Interview-Raum. Außerdem waren überall Titten an die Wand gemalt.

Das Wertvollste, das sich im Interview-Raum befand, war Innas Kettensäge, eine der wenigen persönlichen Habseligkeiten, die sie aus Kiew mitgebracht hatte, und die von dem Feuer im letzten Sommer noch ganz verkohlt war. Mit dieser Kettensäge zersägte Inna einst ein Kreuz vor einer ukrainischen Kirche, um damit Pussy Riot zu unterstützen. Heute gilt sie als ein Markenzeichen von Femen International, da die Aktion mit dem abgesägten Kreuz der Grund war, warum Inna letztendlich politisches Asyl in Frankreich suchen musste. Während ich die Fotos machte, schnappte sich plötzlich Jacob—ein 83-Jähriger, der „Frauenfeindlichkeit in all ihren Formen“ verabscheut—die Säge und fing an irgendwas von den Verbrechen des Patriarchats zu brüllen.

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Auf der Party liefen eine Menge Kameraleute verschiedener Medien herum, außerdem 20 Frauen aus aller Welt, die an einem einwöchigen Femen-Bootcamp teilnehmen. Inna hofft, dass das Training dabei hilft, Femens Oben-ohne-Protest auf der ganzen Welt weiter zu verbreiten, und dass sie durch das Training neue Rekrutinnen „moralisch und physisch“ auf den „nackten Kampf“ vorbereiten kann.

Ich unterhielt mich mit Roberta aus Kalifornien, einer der Rekrutinnen, die wirkte, als sei sie ein wenig fehl am Platz—oder so, als wäre sie sich nicht ganz im Klaren darüber, was sie sich eigentlich gerade eingebrockt hatte. „Ich weiß nicht, ich will eigentlich nicht gegen den Islam in den USA protestieren“, sagte sie mir. „Ich bin damit nicht einverstanden. Und ich glaube, dieses Oben-ohne-Ding ist auch nichts für mich.“

Für das Foto hat sie sich später dann aber doch noch das Top ausgezogen. Die Sache scheint also doch irgendwie zu funktionieren.

Und dann zog sich auch der DJ sein T-Shirt aus.

Und dieser Typ—ein Soldat übrigens—zog sich auch sein T-Shirt aus. Diese Situation war ziemlich überraschend, da der Typ eher aussah, als würde er seinen Urlaub lieber dazu nutzen, sich im nächsten Fast-Food-Restaurant durchzufressen und sich anschließend ein paar Alcopops hinter die Binde zu kippen. Trotzdem schaffte er es irgendwie, nicht fehl am Platz zu wirken; er nahm Inna in den Arm und drehte sich mit ihr im Kreis, während alle anderen applaudierten.

Allgemein fühlte sich das Ganze eher wie eine ganz normale Einweihungsfeier oder wie ein Fundraiser-Event an als eine Party von radikalen Aktivisten. Im Femen-Shop wurden Blumenhaarkränze für 25 Euro das Stück verkauft, während die Leute herumsaßen, tranken und kifften. Aber vielleicht wollten sie es sich in ihrem neuen Zuhause auch erstmal nur ein bisschen gemütlich machen, was im Hinblick darauf, dass ihr altes Zuhause erst im letzten Sommer niedergebrannt war, durchaus verständlich ist. Wie lange sie das neue Hauptquartier werden halten können, bleibt abzuwarten, wenn man bedenkt, dass sie sich in der Nachbarschaft bereits verdammt unbeliebt gemacht und „FEMEN HQ“ in großen schwarzen Lettern an die Fassade gepinselt haben. Inna jedenfalls macht nicht den Eindruck, als würde sie sich große Sorgen machen. Bevor ich ging, erzählte sie mir, dass sie jeden Tag Todesdrohungen erhält und sie ihren Job wahrscheinlich nicht richtig machen würde, wenn die Leute sie mögen würden.

Fotos von Norma Costello und Pierre Benoit Roux Stuff