Drogen

Warum dir vom Kiffen manchmal schlecht wird

Man vomiting from smoking too much weed in toilet

Weniger ist manchmal mehr. So ausgenudelt die Phrase auch ist, für Drogen trifft sie eigentlich immer zu. Alle, die schon mal Erfahrungen mit Alkohol gemacht haben, können hier nur zustimmend nicken. Aber auch beim Cannabiskonsum ist Zurückhaltung wichtig, wenn man nicht bleich wie eine Kalkleiste enden will. Es geht ganz schnell: Erst dreht sich alles, dann folgen Schweißausbrüche und, wenn’s richtig blöd läuft, auch noch die letzte Mahlzeit. 

Übelkeit und Kotzen zählen zu den schlimmsten akuten Nebenwirkungen, die man vom Kiffen bekommen kann. Also haben wir ein paar Experten gefragt, warum man manchmal von Gras abkackt und wie man das in Zukunft vermeiden kann. Denn auch wenn der Freizeitkonsum von Cannabis in den meisten Ländern nicht legal ist, könnte sich das zumindest in Deutschland bald ändern. Aber beginnen wir mit den wissenschaftlichen Grundlagen.

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So macht Cannabis high

Das kann Mikael Sodergren gut erklären. Er ist Leiter der Medical Cannabis Research Group am Londoner Imperial College und Direktor der Sapphire Medical Clinics, der ersten offiziellen medizinischen Cannabisklinik in Großbritannien.

“Die Euphorie, die Menschen durch die Inhalation oder andere Konsumformen von Cannabis spüren, kommt vom THC, das durch das Blut über die Blut-Hirn-Schranke zu den Nervenzellen im Gehirn gelangt, wo es an Cannabinoidrezeptoren andockt”, sagt er.

“Wenn das THC an diesen Rezeptoren im Gehirn andockt, verursacht das eine Kaskade – wir nennen das auch Signalpfad –, die Chemikalien in bestimmten Bereichen unseres Gehirns freisetzt und so die Euphorie erzeugt.” 

Diese Rezeptoren sind Teil des Endocannabinoid-Systems unseres Körpers. Das ist ein Teil des Nervensystems, der dabei hilft, grundlegende Funktionen wie Appetit, Schmerzkontrolle sowie Übelkeit und Erbrechen zu regulieren. 

Das passiert im Körper, wenn einem von Cannabis schlecht wird

Im Grunde sei das Abschmieren auf Cannabis “eine Überstimulation des Endocannabinoid-Systems”, sagt Sodergren. “Die im Gehirn freigesetzten Chemikalien, die eigentlich Übelkeit lindern können, verursachen das Gegenteil.”

OK, also eine THC-Überdosis? “Man kann von allem eine Überdosis haben, wenn man nur genug davon nimmt, auch von Wasser”, sagt Sodergren. “Aber Überdosen von Cannabis, die zum Tod führen, gibt es quasi nicht.”

Manchmal kann das Schwindelgefühl, das von einem starken High durch große Mengen THC ausgelöst wird, ziemlich unangenehm werden. Im Grunde ist es wie bei Schokolade oder Alkohol: Von zu viel wird dir schlecht. Jedenfalls vorübergehend. Bislang gibt es noch keinen bestätigten Fall einer tödlichen THC-Überdosis.

Eine gängige Erklärung für cannabisinduzierte Schwächeanfälle ist die vermeintlich Blutdruck senkende Wirkung von Marihuana, Aber Sodergren erklärt, dass “die Wechselwirkung zwischen Cannabis und Blutdruck nicht klar definiert ist. Einige Cannabinoide können den Blutdruck auch erhöhen”.

Peter Grinspoon ist Dozent an der Harvard Medical School und Spezialist für medizinisches Cannabis am Massachusetts General Hospital. Er sagt: “Cannabis wirkt eigentlich sehr gut gegen Übelkeit.” Für Chemotherapie-Patienten habe es zum Beispiel große Vorteile. “Es interagiert mit den Capsaicin-Rezeptoren im Gehirn. Capsaicin ist das Zeug, das in scharfen Chilischoten vorkommt. Es hilft dabei, Übelkeit und Erbrechen zu unterbinden. Es wirkt auch auf das Brechzentrum des Gehirns, um Übelkeit und Erbrechen zu mindern.”

Allerdings könnten Menschen in manchen Fällen auf ein Medikament auch eine sogenannte paradoxe Reaktion haben, also die gegenteilige Wirkung erleben, sagt Grinspoon. “Man geht davon aus, dass eine chronische Überstimulation des Capsaicin-Rezeptors die gegenteilige Wirkung haben kann. Dann verstärkt er Übelkeit und Erbrechen, anstatt es zu lindern.” 

Es gibt sogar eine seltene Erkrankung, die mit langjährigem regelmäßigen Cannabiskonsum in Verbindung steht: das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom. Die wenigen bekannten Betroffenen leiden unter Bauchschmerzen, wiederkehrender Übelkeit und zyklischem Erbrechen. “Gras kann Menschen bei ihrer Übelkeit helfen, aber auch dazu führen, dass ihnen sehr schlecht ist”, sagt Grinspoon. “Ich habe Menschen gesehen, die sich stundenlang übergeben haben – es ist wirklich schlimm.”

Auch wenn man höchstwahrscheinlich nicht zu den wenigen Unglücklichen mit dem Syndrom gehört, weil man mal nach einer Bong kotzen musste, gibt es ein paar Dinge, mit denen man seine Cannabis-Erfahrung angenehmer gestalten kann.

Wie man es vermeidet, sich von Gras zu übergeben

Man sollte Gras nicht mit Tabak oder Alkohol kombinieren. “Verschiedene Drogen in hohen Dosen zu mischen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine gegenteilige Wirkung zu erhalten”, sagt Sodergren.

Die Form der Einnahme mache allerdings keinen besonders großen Unterschied, sagt Sodergren: “Wenn man eine vergleichbare THC-Konzentration im Blut erreicht, wird einem schlecht, egal ob man es gegessen, geraucht oder gedampft hat.” Allerdings gelange das THC durchs Rauchen schneller in den Blutkreislauf, was dazu führen könne, dass einem schneller schlecht wird.

Und zum Schluss hat Peter Grinspoon noch einen Rat: “Man sollte die Dosen niedrig halten und sich selbst kennen. Wenn es trotzdem mal passiert, sollte man versuchen herauszufinden, was genau geschehen ist: War Alkohol involviert? War Tabak involviert? War man übermüdet? Hat man fünf Züge genommen, statt zwei wie sonst?”

Kurz gesagt: Man sollte es langsam angehen – vor allem, wenn man schon länger nicht gekifft hat.

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