Who is HUGOWho?

Seine ersten EP I Am not Hugo lud HUGOwho ohne Label im Rücken auf Soundcloud hoch und landete damit einen kleinen Hit: Die EP wurde über 300.000 Mal gestreamt und galt als Geheimtipp unter Musikliebhabern. Nun ist der Zürcher, der inzwischen in London lebt, mit einem neuen Werk zurück. Wir feiern heute an dieser Stelle die Videopremiere des Songs “Holding on”, der auf der EP Another vertreten ist, welche am 28. Juli erscheinen wird. Wir haben HUGOwho zum Interview getroffen und mit ihm über die Zwänge des Musikbusiness, seine neue Wahlheimat London und seine Zeit bei der Castingshow The Voice of Switzerland gesprochen.

Noisey: Du bist der HUGOwho, den die meisten aus der Castingshow The Voice of Switzerland kennen. Was ist seither gegangen?
HUGOwho: Vieles und nichts – ich habe dann 2014 nach der ganzen The Voice-Geschichte eine EP rausgebracht . Ich möchte ehrlich gesagt nicht unbedingt über The Voice reden, da das, was ich jetzt mache, nichts mehr damit zu tun hat.

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Ist dir das Ganze rückblickend irgendwie unangenehm?
Nichts, was du in der Vergangenheit gemacht hast, sollte dir jemals unangenehm sein. Ich würde es aber nicht mehr machen. Schlussendlich ist es nichts, was mich als diesen Musiker oder Künstler, welcher ich jetzt bin, definiert. Trotzdem gehört es zur Geschichte dazu und ist ein Teil von mir.

2014 kam dann deine EP I am not Hugo , die unter Musikliebhabern die Runde gemacht hat und positiv aufgenommen wurde. Was sind deine Erinnerungen an diese Zeit?
Für mich war es wichtig, mit der ersten EP etwas zu kreieren, was sich natürlich und ungezwungen anfühlte. Ich wollte mich damit erstmals präsentieren, aber doch noch nicht alles von mir verraten. Diese EP hatte ich einfach mal gemacht und auf Soundcloud online gestellt, ohne grosse Promoaktivitäten zu planen. Ich mache so oder so keine kommerzielle Musik, die sich so einfach vermarkten lässt. Ich hatte mir bezüglich Feedback gar nicht viel erhofft, aber die Reaktionen waren durchaus positiv.

Nun erscheint am 28. Juli dein neustes Werk. Was ist das Motiv dieser neuen EP?
Wenn ich zurückblicke, ist es die Verarbeitung von zwei Dudes, die sich geliebt haben und die zusammen einen Weg gefunden haben, diese Beziehung zu beenden und zu verarbeiten. Die zwei Dudes sind übrigens mein Freund und ich. Das Hauptmotiv der EP ist also das Loslassen. Anfänglich ging es dabei ganz klar ums Loslassen einer Liebesbeziehung, doch diese Erfahrungen und Erkenntnisse sind übertragbar auf andere Lebensbereiche. Ob das jetzt Depressionen oder Drogenprobleme sind. Es geht darum, Sachen loszulassen, um weiterzugehen. Es macht keinen Sinn, sie mitzuschleppen.

Und dieses mal läuft nicht mehr alles in Eigenregie ab, oder?
Im Vergleich zur letzten EP haben wir uns entschieden, mit Irascible Music zusammenzuarbeiten und gehen deswegen auch geplanter vor als beim Release von I am not Hugo. Obwohl ich eigentlich gar kein Fan von gezielten und kalkulierten Moves bin, wenn es um meine Musik geht.

Was stört dich denn an solchen Moves?
Für mich fühlt sich das meistens unnatürlich an, wenn alles so durchgeplant und kalkuliert daherkommt. Künstliche Hypes zu kreieren, ist mir einfach unangenehm. Ich möchte lieber was Echtes kreieren, das organisch aus mir wächst. Erst dann fühlt es sich für mich richtig an. Denn dann ist es meine Wahrheit, die mir niemand nehmen kann. Wenn dann daraus ein Hype entsteht, ist es doch viel schöner.

Das widerspricht aber komplett dem, wie es im Musikbusiness normalerweise abläuft.
Ja, ich habe diesbezüglich viele Diskussionen mit meinem Publisher. Wir haben jetzt aber einen Kompromiss gefunden, so dass ich für mich trotzdem noch sagen kann, dass ich meinen Scheiss mache und in main control meiner Vision, meiner Kunst bin. Sobald ich aber das Gefühl habe, ich sei nicht mehr in Charge, möchte ich nicht mehr Teil von dem sein. Im Musikbusiness gibt’s halt gewisse Regeln, die alle befolgen. Ich bin aber klar over it. War da auch nie dabei. Ich möchte einfach Musik machen. Ich mache Musik, die man spüren soll. Das ist meine Mission.

Mit deiner eigensinnigen Einstellung – auf deine Arbeit bezogen – stösst du bestimmt auf Widerstände. Für Deine “Karriere” wäre es doch viel angenehmer, wenn du kompromissbereiter wärst, nicht wahr?
Das mag stimmen. Aber erstens beweist mir jeder Tag, dass es auch so funktioniert. Wichtig ist: Ich kreiere für mich etwas Echtes. Ich sehe mich selber nicht als Sänger und möchte weder für meinen Look noch sonstwas gehyped werden. Es fühlt sich nicht echt an, Facebook-Likes zu kaufen, solche Sachen halt. Ich sage aber nicht, dass ich nicht bei gar nichts mitmache. Mit Irascible Music funktioniert das jetzt und das stimmt in dieser Form für mich. Dennoch versuche ich, alles soweit es geht auf eigene Faust zu machen – ausser es passt, wie auch jetzt dieses Interview.

Wenn man sich für den Weg der Widerstände entscheidet, entscheidet man sich dann für den Weg mehr zu “leiden”, beziehungsweise unten durch zu gehen?
Du sagst das sehr schön. Ich bin vielleicht etwas widerständig und sage oft, das mache ich jetzt nicht oder verweigere mich. Ich steh mir dann vielleicht bis zu einem gewissen Grad selbst im Weg. Der einfachere Weg interessiert mich aber nicht. Für mich als Künstler ist es wichtig, jeden Tag aufzustehen, um mich selbst herauszufordern. Über was soll ich denn schreiben, wenn ich den einfachen Weg wähle? Es gehört dazu, durch die Scheisse zu gehen. Ich lebe in London sehr minimalistisch und ernähre mich seit drei Jahren von Pasta – aber easy, ich liebe Pasta. Die letzten zwei Monate habe ich vielleicht durchschnittlich zwei Stunden geschlafen, weil ich alles selbst mache und versucht habe, es zu Ende zu bringen. Es ist ein Leiden und ein Kampf. Aber nur so kann etwas Echtes entstehen.

Hat das Leiden und Kämpfen auch etwas mit dir als Person zu tun? Deine Musik hat etwas Melancholisches und Schwermütiges.
Ja, definitiv. Die aktuelle EP ist aber ein bisschen leichter als die erste. Die war sehr schwermütig. Ich war aber noch ein Baby, als ich die geschrieben habe. Ich habe das gebraucht. Ich würde mich aber nicht als leidenden Mensch bezeichnen, das wäre eine Übertreibung. Ich bin aber manchmal schon sehr in meiner eigenen Gedankenwelt und meinen Gefühlen gefangen.

Was hat dich eigentlich nach London gezogen?
Wie gesagt, ich mach mir grundsätzlich nicht so viele Gedanken. Ich wusste, ich muss weg aus der Schweiz, weil ich irgendwie einen Neuanfang gebraucht hatte. Ich wollte eigentlich schon früher immer weg. Es hat dann halt ein paar Jahre gedauert, bis ich die Eier dazu hatte (lacht) und vielleicht war ich auch nicht ready dafür. Zur Auswahl standen Berlin und London. In Berlin war ich viel, um für die neue EP zu schreiben. Irgendwie war es aber für mich immer etwas schwierig, mit dieser Stadt zu connecten. Auch wegen der Sprache: Englisch flowt viel mehr und inspiriert mich auch eher zum Schreiben. Trotzdem hatte ich mich aber schon für eine Wohnung in Berlin entschieden. Eine Woche vor Einzug habe ich auf Facebook gesehen, dass in London ein Zimmer frei wird in einem tollen Haus in Hackney. Ich fand dann so: “Let’s do it”, hab mich beworben und das Zimmer bekommen.

Wie sieht dein Alltag in London aus?
Der ist eigentlich gar nicht mal so spektakulär. Ich steh halt auf, wann ich will, aber gebe mir selber die Routine. Ich mach das auch schon so lange, für mich ist das normal. Und ich sitze in meinem Zimmer und mache meinen “Scheiss”. Weil ich dort nicht so viele Leute kenne, habe ich halt auch viel Zeit mit mir selber verbracht. Das hatte es aber wirklich auch gebraucht. Die zweite EP wollte ich einfach fertig stellen. Ich habe daran halt auch sehr viel selber gemacht, denn von nichts kommt nichts

Das spricht für einen Menschen, der alles aus dem Bauch heraus entscheidet.
Ja, extrem. Das kann für andere aber auch verwirrend sein. Man könnte auch sagen, dass rückblickend manche Entscheide komisch waren. Ich bin schon mit fünfzehn Jahren von Zuhause ausgezogen, habe eine Lehre angefangen und sie dann wieder abgebrochen, solche Sachen halt. Ich bin immer meiner Intuition gefolgt. Aber wie ich gesagt habe, du solltest eigentlich nie etwas bereuen und nach vorne schauen und irgendwie “the best version of yourself” werden. Ich bin auf dem Weg dorthin.

gesprochen.

Noisey: Du bist der HUGOwho, den die meisten aus der Castingshow The Voice of Switzerland kennen. Was ist seither gegangen?
HUGOwho: Vieles und nichts – ich habe dann 2014 nach der ganzen The Voice-Geschichte eine EP rausgebracht . Ich möchte ehrlich gesagt nicht unbedingt über The Voice reden, da das, was ich jetzt mache, nichts mehr damit zu tun hat.

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Ist dir das Ganze rückblickend irgendwie unangenehm?
Nichts, was du in der Vergangenheit gemacht hast, sollte dir jemals unangenehm sein. Ich würde es aber nicht mehr machen. Schlussendlich ist es nichts, was mich als diesen Musiker oder Künstler, welcher ich jetzt bin, definiert. Trotzdem gehört es zur Geschichte dazu und ist ein Teil von mir.

2014 kam dann deine EP I am not Hugo , die unter Musikliebhabern die Runde gemacht hat und positiv aufgenommen wurde. Was sind deine Erinnerungen an diese Zeit?
Für mich war es wichtig, mit der ersten EP etwas zu kreieren, was sich natürlich und ungezwungen anfühlte. Ich wollte mich damit erstmals präsentieren, aber doch noch nicht alles von mir verraten. Diese EP hatte ich einfach mal gemacht und auf Soundcloud online gestellt, ohne grosse Promoaktivitäten zu planen. Ich mache so oder so keine kommerzielle Musik, die sich so einfach vermarkten lässt. Ich hatte mir bezüglich Feedback gar nicht viel erhofft, aber die Reaktionen waren durchaus positiv.

Nun erscheint am 28. Juli dein neustes Werk. Was ist das Motiv dieser neuen EP?
Wenn ich zurückblicke, ist es die Verarbeitung von zwei Dudes, die sich geliebt haben und die zusammen einen Weg gefunden haben, diese Beziehung zu beenden und zu verarbeiten. Die zwei Dudes sind übrigens mein Freund und ich. Das Hauptmotiv der EP ist also das Loslassen. Anfänglich ging es dabei ganz klar ums Loslassen einer Liebesbeziehung, doch diese Erfahrungen und Erkenntnisse sind übertragbar auf andere Lebensbereiche. Ob das jetzt Depressionen oder Drogenprobleme sind. Es geht darum, Sachen loszulassen, um weiterzugehen. Es macht keinen Sinn, sie mitzuschleppen.

Und dieses mal läuft nicht mehr alles in Eigenregie ab, oder?
Im Vergleich zur letzten EP haben wir uns entschieden, mit Irascible Music zusammenzuarbeiten und gehen deswegen auch geplanter vor als beim Release von I am not Hugo. Obwohl ich eigentlich gar kein Fan von gezielten und kalkulierten Moves bin, wenn es um meine Musik geht.

Was stört dich denn an solchen Moves?
Für mich fühlt sich das meistens unnatürlich an, wenn alles so durchgeplant und kalkuliert daherkommt. Künstliche Hypes zu kreieren, ist mir einfach unangenehm. Ich möchte lieber was Echtes kreieren, das organisch aus mir wächst. Erst dann fühlt es sich für mich richtig an. Denn dann ist es meine Wahrheit, die mir niemand nehmen kann. Wenn dann daraus ein Hype entsteht, ist es doch viel schöner.

Das widerspricht aber komplett dem, wie es im Musikbusiness normalerweise abläuft.
Ja, ich habe diesbezüglich viele Diskussionen mit meinem Publisher. Wir haben jetzt aber einen Kompromiss gefunden, so dass ich für mich trotzdem noch sagen kann, dass ich meinen Scheiss mache und in main control meiner Vision, meiner Kunst bin. Sobald ich aber das Gefühl habe, ich sei nicht mehr in Charge, möchte ich nicht mehr Teil von dem sein. Im Musikbusiness gibt’s halt gewisse Regeln, die alle befolgen. Ich bin aber klar over it. War da auch nie dabei. Ich möchte einfach Musik machen. Ich mache Musik, die man spüren soll. Das ist meine Mission.

Mit deiner eigensinnigen Einstellung – auf deine Arbeit bezogen – stösst du bestimmt auf Widerstände. Für Deine “Karriere” wäre es doch viel angenehmer, wenn du kompromissbereiter wärst, nicht wahr?
Das mag stimmen. Aber erstens beweist mir jeder Tag, dass es auch so funktioniert. Wichtig ist: Ich kreiere für mich etwas Echtes. Ich sehe mich selber nicht als Sänger und möchte weder für meinen Look noch sonstwas gehyped werden. Es fühlt sich nicht echt an, Facebook-Likes zu kaufen, solche Sachen halt. Ich sage aber nicht, dass ich nicht bei gar nichts mitmache. Mit Irascible Music funktioniert das jetzt und das stimmt in dieser Form für mich. Dennoch versuche ich, alles soweit es geht auf eigene Faust zu machen – ausser es passt, wie auch jetzt dieses Interview.

Wenn man sich für den Weg der Widerstände entscheidet, entscheidet man sich dann für den Weg mehr zu “leiden”, beziehungsweise unten durch zu gehen?
Du sagst das sehr schön. Ich bin vielleicht etwas widerständig und sage oft, das mache ich jetzt nicht oder verweigere mich. Ich steh mir dann vielleicht bis zu einem gewissen Grad selbst im Weg. Der einfachere Weg interessiert mich aber nicht. Für mich als Künstler ist es wichtig, jeden Tag aufzustehen, um mich selbst herauszufordern. Über was soll ich denn schreiben, wenn ich den einfachen Weg wähle? Es gehört dazu, durch die Scheisse zu gehen. Ich lebe in London sehr minimalistisch und ernähre mich seit drei Jahren von Pasta – aber easy, ich liebe Pasta. Die letzten zwei Monate habe ich vielleicht durchschnittlich zwei Stunden geschlafen, weil ich alles selbst mache und versucht habe, es zu Ende zu bringen. Es ist ein Leiden und ein Kampf. Aber nur so kann etwas Echtes entstehen.

Hat das Leiden und Kämpfen auch etwas mit dir als Person zu tun? Deine Musik hat etwas Melancholisches und Schwermütiges.
Ja, definitiv. Die aktuelle EP ist aber ein bisschen leichter als die erste. Die war sehr schwermütig. Ich war aber noch ein Baby, als ich die geschrieben habe. Ich habe das gebraucht. Ich würde mich aber nicht als leidenden Mensch bezeichnen, das wäre eine Übertreibung. Ich bin aber manchmal schon sehr in meiner eigenen Gedankenwelt und meinen Gefühlen gefangen.

Was hat dich eigentlich nach London gezogen?
Wie gesagt, ich mach mir grundsätzlich nicht so viele Gedanken. Ich wusste, ich muss weg aus der Schweiz, weil ich irgendwie einen Neuanfang gebraucht hatte. Ich wollte eigentlich schon früher immer weg. Es hat dann halt ein paar Jahre gedauert, bis ich die Eier dazu hatte (lacht) und vielleicht war ich auch nicht ready dafür. Zur Auswahl standen Berlin und London. In Berlin war ich viel, um für die neue EP zu schreiben. Irgendwie war es aber für mich immer etwas schwierig, mit dieser Stadt zu connecten. Auch wegen der Sprache: Englisch flowt viel mehr und inspiriert mich auch eher zum Schreiben. Trotzdem hatte ich mich aber schon für eine Wohnung in Berlin entschieden. Eine Woche vor Einzug habe ich auf Facebook gesehen, dass in London ein Zimmer frei wird in einem tollen Haus in Hackney. Ich fand dann so: “Let’s do it”, hab mich beworben und das Zimmer bekommen.

Wie sieht dein Alltag in London aus?
Der ist eigentlich gar nicht mal so spektakulär. Ich steh halt auf, wann ich will, aber gebe mir selber die Routine. Ich mach das auch schon so lange, für mich ist das normal. Und ich sitze in meinem Zimmer und mache meinen “Scheiss”. Weil ich dort nicht so viele Leute kenne, habe ich halt auch viel Zeit mit mir selber verbracht. Das hatte es aber wirklich auch gebraucht. Die zweite EP wollte ich einfach fertig stellen. Ich habe daran halt auch sehr viel selber gemacht, denn von nichts kommt nichts

Das spricht für einen Menschen, der alles aus dem Bauch heraus entscheidet.
Ja, extrem. Das kann für andere aber auch verwirrend sein. Man könnte auch sagen, dass rückblickend manche Entscheide komisch waren. Ich bin schon mit fünfzehn Jahren von Zuhause ausgezogen, habe eine Lehre angefangen und sie dann wieder abgebrochen, solche Sachen halt. Ich bin immer meiner Intuition gefolgt. Aber wie ich gesagt habe, du solltest eigentlich nie etwas bereuen und nach vorne schauen und irgendwie “the best version of yourself” werden. Ich bin auf dem Weg dorthin.


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