Antikes High

Ab und an gebe ich zum Spaß einfach mal den Begriff “Überdosis” bei Google ein und sehe mir an, welchen Promi es gerade mal wieder erwischt hat. Heute musste ich jedoch stutzen, als ein Name auftauchte, mit dem man eigentlich nicht rechnet: Cleopatra.

Cleopatra soll also an einer Überdosis gestorben sein, anstatt durch den berühmten Schlangenbisse in ihre Brust, das sagt zumindest Christoph Schäfer von der Uni Trier. Seine These ist simpel und einleuchtend. Schlangengift = nein, da langsam schmerzhaft und man beim krepieren aussieht, als würde einem das Gesicht vom Schädel schmelzen. Opium dagegen = ja, schnell und man ist beim abtreten high. Er ist zwar von seiner These abgerückt, dass sie es sich intravenös gedrückt haben soll, aber dennoch stellt sich die Frage, was mit der Menschheit los ist, dass sie sich schon vor Jahrtausenden Mittel und Wege einfallen lies, um sich zu berauschen.

Videos by VICE

Anscheinend haben wir uns auf dem Weg in die Neuzeit alles reingepfiffen, was wir nur in unsere Finger bekommen konnten. Hier sind also ein paar Beispiele, aber denkt nicht mal daran, irgendetwas nachzumachen oder auszuprobieren, denn sonst wärt ihr atavistische Idioten.

Harmin

Harmin kommt in ziemlich vielen Pflanzen vor, besonders in der Steppenraute und in Schmetterlingen aus der Familie der Edelfalter und war die Grundlage für das südamerikansiche Halluzigongen Ayahuasca. In Harmin ist so gut wie alles enthalten, Psilocybin, Meskalin und DMT. Die Indios waren so abhängig von dem Zeug, dass es ihnen irgendwann nicht mehr reichte, sich das Zeug in den Drink zu mischen und sie gleich dazu übergingen, es sich durch die Nase zu ziehen. Dafür fertigten sie sogar extra Schnupfbestecke an und anhand von Mumienfunden kann man belegen, dass sie es in solchen Mengen konsumierten, dass sie sich damit die Nasenscheidewände wegätzten.

Blaue Lotusblume oder auch Blaue ägyptische Seerose

Die Drogen der Wahl im antiken Ägypten. Deswegen findet man sie beinahe in jedem Grab als Beigabe. Die alten Ägypter verehrten die Seerose als Symbol für die Ursprünge des Lebens, was bedeutet, dass sie schlicht und ergreifend high macht, wenn man sie sich komplett in den Mund stopft und dabei jede Menge Serotonin im Körper freisetzt. Man hat es also mit dem ersten Antidepressiva der Geschichte zu tun.

Ololiuqui

Oder auch Qloiuhqui ausgesprochen, wenn man vollkommen dicht ist, wurde aus einer mexikanischen Prunkwindenart gewonnen. Man zerrieb die Samen und vermischte dass ganze mit Agavenbier. Der enthaltene Wirkstoff LSA ist, man kann es sich ja fast denken, mit LSD verwandt und so nutzten mexikanische Indianer und die Mayas das Zeug, um mit Geistern und Dämonen zu kommunizieren, oder um verlorene Gegenstände wiederzufinden und Verbrechen aufzuklären. Wir glauben aber, dass das alles Hokus-Pokus ist und der Hauptzweck von Qloiuhqui darin bestand, einfach sabbernd auf dem Boden rumzuliegen.

Mutterkorn

Der Mutterkornpilz wächst in den Ähren von Roggen und Weizen und der Name rührt daher, dass er lange Zeit als Abtreibungsmittel eingesetzt wurde. Aber neben dieser praktischen Nebenfunktion kann aus dem Pilz zudem Lysergsäure gewonnen werden, aus der man LSD herstellen kann. Aber selbst vor 2.000 Jahren war bekannt, dass die psychoaktive Lysergsäure wasserlöslich und somit perfekt ist, um berauschende Getränke zu mixen, die dann, einmal getrunken, mit Symptomen wie Darmkrämpfen, Halluzinationen, dem Absterben von Fingern und Zehen und dem Tod richtig knallen. Aber hey, Halluzinationen. Im Mittelalter kam es dann recht häufig zu massenhaften Vergiftungen ganzer Dörfer und Städte, die man jedoch nicht dem Mutterkorn zuschrieb, sondern ganz im Sinne des pragmatischen Geistes dieser Zeit den Hexen, die man dann auch spontan verbrannte. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass beinahe die gesamte Landbevölkerung während des Mittelalters und in der frühen Neuzeit andauernd an den furchtbarsten, durch Mutterkorn ausgelösten Halluzinationen litt. Das wirft ein ganz anderes Licht auf jeden geschichtlichen Fakt, von dem ihr jemals gehört habt, oder?

Alkohol

Der Mensch war also schon immer darauf aus, sich den Kopf zuzuballern, aber die Mutter allen Rausches ist immer noch Bier. Denn glaubt es, oder auch nicht, ohne die Mutter aller Drogen, besteht die Chance, dass unsere Zivilisation niemals zu stande gekommen wäre. Zum einen gehen Wissenschaftler davon aus, dass wir uns schon seit Anbeginn der Zeit vollaufen lassen, selbst als wir noch aussahen wie behaarte Ratten und unsere Körper sind sogar darauf vorbereitet, deswegen hat die Leber auch einen Teil, der extra dafür ausgelegt ist, Alkohol zu metabolisieren. Zweitens wird angenommen, dass Bier der Grund dafür ist, dass wir den Sprung von jagen, sammeln und stehlen zu Ackerbau und Viehzucht vollzogen haben. Man ist vielleicht alleine in der Lage genügend Weizen für sich und seine Familie anzubauen, doch um Bier zu brauen braucht es mehr, es braucht eine Siedlung, ein Dorf, eine Stadt und BOOM , das Rad, Straßen, Schrift, Buchdruck, Antibiotika, Strom, Telefon, Autos, Flugzeuge, Computer, das Internet, dieser Artikel, MDMA.

Nehmt keine Drogen, besonders nicht diese hier, denn das alles ist alte Scheiße.