Früher haben wir das ganze VMA-Ding ja noch durchgezogen: Sonntags bis zwei Uhr morgens wachbleiben, um anschließend über die Kleider abzulästern, unseren großen Idolen die Daumen drücken und hoffen, dass Kanye wieder irgendein Theater veranstaltet. Jetzt sind wir alt und müde—vor allem Sonntags um zwei Uhr morgens. Das Interesse an den VMAs ist aber nach wie vor nicht weniger geworden—schließlich ist die Preisverleihung unseres einstigen Lieblingssenders (MTV, falls ihr schon eure wichtigsten Serien wie Dismissed oder Jackass vergessen habt…) immer noch ein großartiger Austragungsort allerhand kurioser, legendärer und teilweise bizarrer Szenen.
Deswegen haben wir uns erst nach dem Ausschlafen sämtliche Ereignisse der Nacht der Nächte reingezogen—ja so lange pennen wir nun mal—um anschließend für euch die Highlights herauszuzpicken, damit ihr euch nicht den ganzen Spass in epischer Länge geben müsst.
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Britney Spears hat das erste Mal seit fast zehn Jahren wieder performt—und nicht völlig verkackt
Oh, wow, Überraschung. Britney Spears hat Playback gesungen! Leute, die sich ernsthaft darüber aufregen, dass Britney nicht live singt (oder sogar Gegenteiliges erwartet hatten) sind dieselben Leute, die sich auch ernsthaft darüber aufregen, wenn in Berlin ein Bauprojekt nicht wie geplant hinhaut. Wir finden die Tatsache, dass Britney das ganz OK hingekriegt hat, schon lobenswert. War es die beste VMA-Performance aller Zeiten? Nein. War es Britneys beste VMA-Performance aller Zeiten? Auch nicht. Aber hey! Britney trägt einen neonfarbenen Body, liefert keine grandiose, aber stabile Tanzeinlage ab (ohne zu torkeln) und lächelt wieder! Alles ist in Ordnung. Die Welt ist gut.
Auf einen großen Peinlichkeitsmoment mussten wir zum Glück dennoch nicht verzichten. Jedoch war der glücklicherweise diesmal nicht Britney geschuldet, sondern G-Eazy, hähä [gehässiges Lachen]. Der versuchte nämlich, während seines Gastauftritts Britney zu küssen. Wie wir alle wissen, hat Britney dieses Kapitel ihrer VMA-Karriere bereits abgehakt und ließ den schmierigen G-Eazy ziemlich unangenehm abblitzen.
Und wo wir bei abblitzen sind:
Drake hat Rihanna öffentlich eine Liebeserklärung gemacht—und Rihanna hat “Danke” gesagt
Mit großer Performance und der Ehrung mit dem “Michael Jackson Vanguard Award” sollte es eigentlich Rihannas Abend werden (wenn nicht Beyoncé gewesen wäre, aber dazu kommen wir noch). Mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet zu werden, ist schon eine tolle Sache. Den Award von deinem (angeblichen) Freund überreicht zu bekommen, macht das ganze nochmal toller. Und wenn dieser Freund auch noch Drake ist, kannst du mit deinem Serotoninspiegel vermutlich über jedes MDMA-Opfer nur müde lächeln.
Und Drake wäre nicht Drake, wenn er aus der Preisübergabe nicht einen Nicholas Sparks-Roman machen würde. Und was macht Rihanna? Die antwortet auf die schlimmste Art und Weise, mit der man auf ein “Ich liebe dich” reagieren kann: Augenrollen und ein beiläufiges “Danke für deine Rede, Drake”.
Ach so, Rihannas Performance war gut, aber nicht himmelhoch jauchzend gut. Außerdem regt es auf, dass Rihanna nicht mal ein Lied ohne Pausen komplett durchsingen kann.
Kanye West hat auch eine Rede gehalten und wirkte sehr glücklich
Nachdem Kanye von MTV im Vorhinein einen Freifahrtschein bekommen hatte, vier Minuten lang machen zu dürfen, was immer er möchte, entschied sich Kanye (neben der Premiere seines Videos zu “Fade”) das zu machen, wofür seine VMA-Auftritte berüchtigt sind: eine Rede halten. Dabei wirkte Kanye so ausgelassen und entspannt wie nie. Es wurde natürlich über Inspiration, Kim Kardashian, Taylor Swift und Beyoncé geredet. Über Ruhm, Chicago, Kunst blabla—typisches Kanye-Gefasel eben. Wir versuchen hier nur pseudomäßig über andere Themen zu sprechen, bis wir endlich über Beyoncé reden können. Ist es jetzt endlich so weit? Danke.
Und dann kam Beyoncé und hat alles weggefickt
Wie wir bereits erwähnten: Eigentlich sollte es Rihannas Abend werden. Hätte vielleicht funktionieren können, hätte man Beyoncé nicht performen lassen—oder besser: wenn Beyoncé einfach komplett nicht anwesend gewesen wäre. Die lieferte an diesem Abend nämlich einiges mehr an Großartigkeiten ab, als bloß eine Live-Performance, die mal wieder alle anderen (Rihanna eingeschlossen) mit einem Pushkick an die Wand klatschte. Es ist wirklich immer wieder verblüffend, wie groß die Lücke zwischen Beyoncés Niveau und dem der anderen ist. Beyoncé spielt in einer eigenen Liga. Es existiert schlichtweg keine Konkurrenz. Aber schaut es euch selber an.
Mic Drop, wortwörtlich. Alle anderen könnten jetzt dann wohl nach Hause gehen—nach Jimi Hendrix wollte schließlich auch immer niemand mehr auftreten.
Aber wie bereits angekündigt: Das war es noch nicht mit den Großartigkeiten, die Beyoncé an dem Abend abgezogen hat. Des weiteren begleitete nicht etwa Ehemann Jay Z Beyoncé auf ihrem Catwalk über den weißen Teppich. Stattdessen versammelte Beyoncé in ihrer Entourage unter anderem die Mütter der Opfer von Polizeigewalt Mike Brown, Trayvon Martin, Eric Garner und Oscar Grant.
Und dann passierte noch dieser Zwischenfall mit Chance the Rapper.
Ja, genau: Beyoncé möchte, dass ihr wisst, dass sie nicht nur der größte lebende Performer unserer Zeit ist, ihre moralischen Prinzipien auf der Kette hat und dazu noch nebenher aussieht wie jemand, auf den selbst Aphrodite Eifersuchtspfeile schießen würde. Nein, sie kann auch noch eine alte Ulknudel sein! Hör. Mir. Auf.
Manche mögen ab diesem Zeitpunkt jetzt die Augen rollen, da so viel Perfektion bei manchen Menschen einfach zu fehlgeleitetem Hate führt. Wir können da nur empfehlen: Lasst es doch einfach zu. Wenn ihr schon sterben müsst (und Beyoncé hat uns schließlich alle geslayt an diesem Abend), dann genießt es wenigstens.
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