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Wir haben Pärchen auf der Vienna ComicCon interviewt

Vertrauen. Der Grundpfeiler einer jeden Beziehung. Und was schafft bitte mehr Vertrauen, als wenn dir dein Freund dabei helfen muss, in voller Kostümierung aufs Klo zu gehen? Für mich scheinen Menschen, die sich gemeinsam Verkleiden und sich monatelang zusammen überlegen, welche Charaktere am Besten zu ihnen passen würden, den heiligen Gral der Beziehungsfähigkeit gefunden zu haben.

Verständnis für Ork-maske und Morgenstern aufzubringen klingt für mich nach wahrer Liebe. Cosplay-Paare schaffen es, die liebenswerten Eigenheiten des anderen nicht nur zu mögen, sondern sogar zu ihren eigenen zu machen. Im Vergleich dazu habe ich es damals nicht mal geschafft, den Typen, der mir selbstgeräucherten Speck zum ersten Date mitgebracht hat, zu halten. Egal.

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Mich packt beim Anblick von Pärchen beim Cosplayen jedenfalls der Neid und ich frage mich jedes Mal, ob ich jemals mit einem anderen Menschen zu solch einer Einheit verschmelzen könnte. Deswegen habe ich pflichtbewusst meinen Chewbacca-Ring angelegt, mich unter dutzende halbnackte Harley Quinns auf der Comic Convention in Wien gemischt, mir Tipps geholt und mal genauer nachgefragt.

Valeria & Stanza

Alle Bilder von der Autorin.

Ihr habt euch durchs Cosplay kennengelernt?
Valeria: Ja, wir haben uns bei einem League of Legends Championship-Finale in Ungarn zum ersten Mal gesehen; uns also tatsächlich kostümiert kennengelernt und verliebt.

Wie verliebt man sich auf den ersten Blick in eine Hexe?
Stanza: Zugegeben, das Kostüm war recht aufreizend, so wurde ich auf Valeria aufmerksam. Danach war aber schnell klar, dass wir nicht nur in puncto Cosplay zusammenpassen.

Gefallt ihr euch also besser im Kostüm?
Valeria: Ich bevorzuge dann doch die alltägliche Kleidung. Ich liebe es, wenn wir gemeinsam zu Conventions gehen, aber es ist mehr ein Hobby, ein Ausbruch aus dem Alltag.

Würdet ihr sagen, dass es auch eure Beziehung stärkt?
Valeria: NEIN! Es ist schrecklich! Wir streiten uns ständig! Ich würde viel lieber Ausgefalleneres ausprobieren, Stanza bleibt da aber lieber beim Klassischen.

Oh! Das erklärt dann wohl auch, warum ihr kein wirkliches Pärchenkostüm tragt.
Stanza: Exakt. Es sind zwar LoL-Kostüme, aber kein Pärchenkostüm. Wir konnten uns wieder mal nicht einigen. Kompromisse liegen uns nicht so.

Bleibt ihr während der Convention auch in der Rolle eures Charakters?
Valeria: Wir versuchen es zumindest. Stanza findet es auch irgendwie sexy. Deswegen wähle ich auch immer Charaktere, die mir ohnehin schon ähnlich sind. Dann fällt es mir leichter.

Angelique & Markus

Ihr habt euch nicht beim Cosplay kennengelernt, oder?
Angelique: Nein, auf das Verkleiden sind wir eigentlich gemeinsam gekommen. Wir sind schon 9 Jahre zusammen und es war schnell klar, dass wir Beide auf Filme, Superhelden und Star Wars stehen. Angefangen hat es dann mit Halloween, wir haben uns auch bei Silvesterläufen verkleidet, peu á peu wurde das dann mehr.

Warum investiert ihr überhaupt soviel Zeit?
Markus: Es geht um den Spaß, das Verrückt sein, anders sein als die Anderen! Gerade auch die Vorbereitungen—was machen wir als Nächstes, was können wir auch mit der Kleinen als Familie umsetzen? Das ist gar nicht so einfach…man muss dann auch ein Event finden, bei dem es für die Emma nicht zu laut ist. Wir sind dann also auch kompromissbereit, wenn jemand etwas Passendes gefunden hat.

Eure Beziehung scheint ja gut zu fruchten—habt ihr Tipps für mich? Spielt auch das gemeinsame Verkleiden eine Rolle?
Markus: Wie schon eben erwähnt—Kompromissbereitschaft ist wichtig! Ein kleines gemeinsames Hobby ist schon essenziell find ich—das bedeutet ja auch gemeinsame Zeit, das bringt definitiv Familienzusammenhalt!

Oxana & Elmar

Seid ihr gemeinsam zum Kostümieren gekommen?
Oxana: Also Elmar war schon immer ein Nerd, und hat mich dann so ein bisschen in diese Szene hineingezogen. Ich wär zwar vermutlich als Gast auf der ComicCon dabei, aber sicher nicht verkleidet.
Elmar: Für mich war das Verkleiden schon als Kind das Größte überhaupt—die ComicCon ist quasi Halloween für Erwachsene, wir haben auch den Wochenendpass.

Wie lange habt ihr euch vorbereitet?
Elmar: Also wir würden jetzt keine Kostüme selber basteln. Es ist schon bemerkenswert, wieviel Zeit da manche investieren.

Wer wählt dann die Kostüme aus?
Oxana: Elmar ist in diesem Punkt schon dominanter, von ihm kommen die Ideen, weil wir aber einen recht ähnlichen Geschmack haben was Filme anbelangt, gibts das eigentlich nie Probleme…bis jetzt noch nicht.

Welche Rolle spielt Cosplay in eurer Beziehung?
Elmar: Es ist ein Hobby, das fast nebenbei dazu beiträgt, dass man zusammenwächst. Wenn man gemeinsame Interessen hat und die dann auch auslebt, bringt einen das natürlich näher zusammen. Je nachdem wie aufwendig das Kostüm ist, suchen wir uns die Teile ja doch schon ein halbes Jahr vorher zusammen.

Wär das auch etwas, dass ihr Anderen mitgeben würdet? Sich gemeinsam zu verkleiden?
Oxana: Auf jeden Fall. Auf gemeinsamen Interessen sollte man aufbauen! Beziehungsweise sollte man sich vielleicht auch auf Dinge einlassen, die man vorher nicht kannte! Ich war zum Beispiel nie überzeugt von Star Trek und habs mir auch nie angeschaut—bis Elmar meinte “jetzt gib dem Ganzen mal eine Chance, bevor du meckerst!” Jetzt steh ich da und mir daugts voll. Kompromisse eingehen und offen sein, das ist doch ein gutes Schlusswort, oder?

Sara & Marc

Ihr seid den weiten Weg von Oregon gekommen? Nur wegen der Convention?
Sara: Ja, es ist schon ein bisschen verrückt, wir sammeln hier aber auch Spenden für krebskranke Kinder. Es gibt einfach ein gutes Gefühl. Außerdem ist es auch mal schön, wenn man anonym sein kann und einen Niemand kennt.

Seid ihr gemeinsam zum Verkleiden gekommen?
Sara: Als ich ihn zum ersten Mal im Kostüm sah, war ich quasi wie ein Fan-Girl und wusste—das will ich auch!
Marc: Mittlerweile machen wir auch unsere Kostüme gemeinsam, gehen gemeinsam ins Stoffgeschäft und nähen auch die Gewänder für unsere vier Kinder—ich liebe es, es schweißt zusammen!

Ganz ehrlich: ist es euren Kindern nicht peinlich, wenn sie euch so sehen?
Sara: Sagen wir mal so—alles müssen sie jetzt nicht wissen. Ich trage gerade die jugendfreie Version meines Kostüms. Wenn wir bei uns zu Hause Events in die Richtung veranstalten, bei denen es auch schon mal ein bisschen wilder zugeht, werden sie zu den Großeltern geschickt. Man muss die eigene Mutter ja nun wirklich nicht in Strapsen sehen.
Marc: …und seinen Vater im Lendenschurz.

Cosplay ist bei euch also nicht nur Hobby, sondern Fetisch?
Sara: Schon! Das leben wir aber dann im privateren Rahmen aus, das ganze sexy-Jedi-Ding! Bei größeren Conventions ziehe ich mich aber immer eher hochgeschlossen an. Ich mag es einfach nicht, wenn mich Männer ungefragt fotografieren. Ich würde nie ‘Nein’ sagen und posiere gern, aber sie sollten einfach fragen.

Die Frage, ob das Cosplay eurer Beziehung hilft, brauch ich eigentlich gar nicht zu stellen, oder?
Marc: Es bringt auf jeden Fall eine Menge Spaß und Abwechslung. Wir leben in einem kleinen Vorort von Portland, haben vier Kinder, arbeiten sehr viel, sind seit fast 20 Jahren verheiratet—unser Alltag ist stressig. In andere Rollen zu schlüpfen, hilft uns abzuschalten.
Sara: Wir haben uns auf einer anderen Ebene kennengelernt. Das war wichtig!