Skinema

Chris geht auf Reisen und natürlich kam erstmal alles, irgendwie anders als geplant, also eher beschissen.

PRIVATE TROPICAL 18: PUERTO RICAN AFFAIRS
Private.com
R: Allessandro del Mar
Bewertung: 6

Es gibt ein Buch von Hunter S. Thompson, das heißt The Curse of Lono, darin fährt er mit seinem guten Freund Ralph Steadham, dessen Frau und ihrem gemeinsamen Kind auf dem Höhepunkt der Monsun Saison nach Hawaii, um über einen Laufwettbewerb zu berichten. Natürlich gibt es ordentlich Rambazamba, der Regen fängt an, und es dauert nicht lange, bis alle bis zur Hüfte im Wasser in ihrem überschwemmten Wohnzimmer stehen und ums Überleben kämpfen. Ich habe seit Jahren nicht mehr an dieses Buch gedacht, und der einzige Grund, warum es mir plötzlich während des Fluges nach Puerto Rico wieder einfiel, war, dass wir genau zur selben Zeit in San Juan ankommen sollten wie der Hurrikan Emily. Ich hatte schon Vorsorge für meine Beerdigung getroffen, als ich zum Flughafen in Newark aufbrach. Denkst du es war irgendeine Art von Zeichen, dass sie als Film im Flugzeug ausgerechnet Der Sturm zeigten, in dem dieser kleine Fischkutter im größten Sturm der Geschichte New Englands zerstört wird? Ich war eh nie so scharf drauf nach Puerto Rico zu reisen. Ehrlich gesagt war ich nie sehr scharf drauf überhaupt irgendwohin zu reisen. Ich bin in meiner kleinen Stadt Sayreville in New Jersey genauso zufrieden wie in Tokyo oder Dänemark. Ich denke, in der Hinsicht bin ich simpel gestrickt. Von allen Orten des Globus, auf denen mein Finger landen hätte können, war Puerto Rico wohl der, auf den ich am wenigsten gehofft hatte. Vielleicht weil es so viele Puerto Ricaner in New York gibt. Wenn ich die Wärme ihrer Kultur und ihrer Bräuche hätte fühlen wollen, hätte ich mich nur in einen Zug Richtung Bronx setzen müssen; ein drei Stunden Flug wirkt daher etwas übertrieben, vor allem, wenn er mich mein Leben kosten könnte. Ich hätte zuhause bleiben und mir Carlito’s Way ausleihen können, stattdessen riskiere ich mein Leben und wofür? Ich werde keinen Pulitzer Preis gewinnen. Stewardess. Noch zwei bitte. In der Dose? Nein, ich trink sie gleich hier.
Es stellte sich heraus, dass alle meine Sorgen unnötig waren. Emily hatte mehr Angst vor mir, als ich vor ihr. Die ersten 24 Stunden pisste sie Regen auf die Insel, und ich ignorierte sie einfach. Am nächsten Tag platzierten wir uns am Strand von San Juan, ich war bedeckt mit Sonnencreme, sie versuchte mich vom Strand zu vertreiben indem sie es ein bisschen blitzen und donnern ließ. Ich lachte in ihr dummes Hurrikan Gesicht und bestellte noch einen Mai Tai. Ich sagte ihr, ich wäre im Urlaub und dass sie mich kreuzweise könne, weil ich hier nicht weggehen würde. Es bräuchte eine Armee an Hurrikanen, damit ich meine Sachen packe, und darauf trank ich einen großen Schluck von meinem Drink, den Emily sofort darauf durch Regenwasser ersetzte. Nach ungefähr einer Minute war mein Glas komplett voller Wasser. Ich hob mein Glas zum Himmel und schrie: „Füll mein Glas hundertmal! Mir egal. Ich geh hier nicht weg,“ dann leerte ich das Glas über meinem Kopf und lachte ihr wieder in ihr dummes Gesicht. Danach hatte sie es scheinbar begriffen und haute ab Richtung Westen, wo sie große Teile Cancúns zerstörte. Ich schätze, es gab da keine Leute wie mich, die ihr Widerstand leisteten. Den restlichen Urlaub regnete es kein einziges Mal mehr. Natürlich, der Wettermann im Fernsehen in seinem Hawaii Shirt mit seinem zu großen Schnurbart warnte vor nahenden Sturmfronten, aber ich hörte nicht zu. Puerto Ricanische Stürme wissen es besser und legen sich nicht mit mir an.