Kein Bewohner des Alpen-Landes ist vermutlich öfter als „eigener Schlag” bezeichnet worden als der Wiener. Egal, ob Herr Karl oder Alltagsgeschichten—irgendwie zirkuliert im kollektiven Gedächtnis das Bild eines dicklichen, Rest-nazifizierten, grantigen, dauerbetrunken Mitläufers. Insofern wäre Wien nicht soviel „anders” als der Rest von Österreich, nur urbaner. Aber Wien ist so widersprüchlich wie ein Schnitzel mit Preiselbeermarmelade. Es gibt irgendwie alles, aber auch nichts. Es gibt trotz Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße mehr Suizide als Verkehrstote. Es gibt einen gewalttätigen „Schwarzen Block”, auch wenn er sich angeblich nur aus bundesdeutschen „Krawalltouristen” zusammensetzt. Es gibt eine eigene Sprache, die sich mehrheitlich aus Versatzstücken anderer Sprachen zusammensetzt, die aber eh keiner mehr spricht.
Wien ist irgendwie ein Paradies, aber irgendwie auch keins—so wie jede andere Stadt auch, in der man mehr als 7 Tage verbringt. Aber hier ist der Stillstand in der Stadt, die wie ein Freiluftmuseum aussieht und hauptsächlich von grantigen Wachskabinettfiguren bevölkert ist, mit Händen greifbar. Was den Wiener entweder in die Verzweiflung treibt oder entspannen lässt. Beide Gefühlslagen führen den Wiener zum Wirtn, in den Heurigen oder ins Beisl. Denn die Negation der Negation ist in Wien die Konsumation von Alkohol.
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Stefanie Katzinger hat nicht nur in Wien fotografiert, sondern sie hat auch in den USA viele großartige Szenen abgelichtet. Hier kommt ihr zu Stefanies Seite.