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​Alle furchtbaren Dinge, die im Advent auf uns zukommen

Die mehrwöchige Geburtstags-Preparty von Jesus ist auch dieses Jahr wieder völlig übertrieben.

Mindestens so begeistert vom Advent wie ich. | Foto: VICE Media

Niemand entkommt dem Advent. Er ist überall. Auf den Straßen, im Fernsehen, im Internet und auch sonst überall, wo wir unsere Zeit verbringen. Die ersten Schnee-Selfies wurden bereits gepostet, die ersten Pünsche getrunken und von den besonders Gelangweilten sogar DIY-Adventkränze geflochten. Willkommen im Winter-Horrorland.

Weil aber nicht alles an Weihnachten und den Wochen davor super ist und ich finde, dass man seinem Unmut über die mehrwöchige Geburtstags-Preparty von Jesus ruhig freien Lauf lassen sollte (an dieser Stelle noch einmal Props an die Seniorin, die im August einen Lebkuchen-Ständer im Supermarkt angezündet hat), hier eine Liste der schlimmsten Dinge, die der beschissene Advent mit sich bringt.

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Der Schnee

Ja, ich weiß. Schnee im Winter sind nicht gerade die ultimativen Breaking News. Und trotzdem hasse ich ihn, denn er bringt das Schlimmste in uns allen zum Vorschein—besonders in denjenigen, die sich jedes Jahr beim ersten Schneefall wieder verhalten, als wären sie die ersten Menschen, die mit Schnee (wahlweise in weiß, grau oder braun erhältlich) in Berührung kommen.

Eine Kategorie von diesen Menschen sind die Schnee-Posting-Liebhaber. Jeden Winter posten sie ein Foto von ihren Fußstapfen auf Facebook, wenn sie gerade das erste Mal durch den weißen Feind gestapft sind und freuen sich auch noch darüber. Und dann gibt es noch diejenigen Menschen, die irgendwie Teil des Straßenverkehrs sind. Zumindest in Wien ist es eine gegebene Tatsache, dass mit dem ersten Schnee entweder alles stillsteht oder zumindest ein paar besinnliche Stunden länger dauert. Zugegeben, Schnee ist vielleicht zum Ansehen schön—aber trotzdem das Letzte.

Die Menschen, die sich über Weihnachtslieder beschweren

Es soll ja angeblich Menschen geben, die sich immer noch darüber aufregen können, dass große Radiostationen schon im November Weihnachts-Evergreens wie „Last Christmas" oder „All I Want for Christmas is You" spielen. Diese Menschen sind wahrscheinlich das Einzige, das noch schlimmer ist als die Lieder selbst. Ich muss gestehen, ich liebe „Last Christmas" geheim und könnte auch gut damit leben, wenn es das ganze Jahr über im Radio laufen würde.

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Die Menschen hingegen, die sich Jahr um Jahr nicht damit abfinden, dass wir diesen einen guten George Michael-Song aus der Zeit vor seinen gelegentlichen Klokabinen-Blowjobs wohl nie mehr loswerden, sollten sich wohl fragen, ob sie überhaupt ein Herz haben. Wie sonst könnte man dieses Lied hassen? Und selbst wenn ihr es hasst: Ihr seid besser als euer Weihnachts-Hate (und hoffentlich keine pubertierenden I-Tüpfelreiter mehr).

Das schlechte Gewissen

Es gibt ein Zitat aus Family Guy, das die Misere ziemlich gut beschreibt: „A big part of Christmas is masturbating like you would any other day, but feeling guilty about it because it's Christmas." Irgendwie fühle ich mich in der Vorweihnachtszeit einfach schlecht bei allem, was weder besinnlich noch wohltätig ist. Sonntage können an sich schon schlimm genug sein, aber verbunden mit dem ständigen Besinnungshorror und dem Gefühl, man müsse sofort irgendwo Lichterketten in Form eines Herzens anbringen oder einem Obdachlosen etwas spenden, sind sie noch viel furchtbarer.

Versteht mich nicht falsch: Das soll nicht heißen, dass meine Zufriedenheit wichtiger ist als die Hilfe für Obdachlose oder Schutzbedürftige. Aber habt ihr euch schon mal gefragt, was in der Zeit nach Licht ins Dunkel mit all den armen Menschen passiert? Oder in all den Monaten bis Licht ins Dunkel? Ich denke, es wäre allen besser geholfen, wenn nicht die Welt ihr geballtes schlechtes Gewissen in den 4 Wochen vor Weihnachten auf uns loslassen würde, damit wir uns in Rage spenden, sondern wir stattdessen ganzjährig ein bisschen menschlicher miteinander umgehen würden.

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Am anderen Ende des Spektrums ist man außerdem permanent umgeben von fröhlichen Menschen, die sich winterlichen, sozialen Aktivitäten hingeben. Sie basteln, gehen auf irgendeinen abscheulichen Christkindlmarkt oder gar einen Perchtenlauf (was läuft eigentlich falsch mit diesen Leuten?) oder trinken überteuerten Toffee Nut Latte, der angeblich „nach Weihnachten schmeckt". Wie soll man da noch gepflegte Serienmarathons machen, verkatert sein wie zuletzt mit 16 oder eben einfach mal masturbieren? Ich dachte, an Weihnachten geht es um die schönen Dinge des Lebens?

Die Stadt wird zum Einheitsbrei

Sich zur (Vor-)Weihnachtszeit an stark frequentierte öffentliche Orte zu begeben, ist so ziemlich die schlimmste Idee aller Zeiten. Jedes Jahr wieder vergesse ich, wie furchtbar eigentlich Weihnachtsmärkte oder der vorweihnachtliche Shopping-Wahn sind und gebe dem Ganzen doch noch eine Chance—und es ist immer wieder ein großer Fehler. All die klassischen Orte, die im Sommer eigentlich recht schön, erträglich und vor allem unterschiedlich sind—MQ, Ring, Campus—werden im Winter zu einem Einheitsbrei aus Punschhütten im romantischen Bergdorf-Look und absurden Beleuchtungs-Konstruktionen, die nicht einmal Clark Griswold verantworten könnte.

Plötzlich sieht jeder stark frequentierte Ort gleich aus und am Ende eines Abends weiß man nicht einmal mehr, ob man nun drei Mal den Spittelberg rauf und wieder runter gewandert ist oder sich am Rathausplatz von einer Menschenmenge herumschieben lassen hat.

Eigentlich gibt es nur eine Lösung für das Ganze—nämlich das schlechte Weihnachts-Gewissen einfach loszuwerden. Gegen Schnee, die Song-Suderanten oder die optische Gleichschaltung öffentlicher Orte sind wir Advents-Geplagten relativ machtlos—gegen das Gefühl, etwas Weihnachtsliebe versprühen zu müssen, obwohl wir es nicht wollen, hingegen nicht. Also, liebe Gleichgesinnte—lasst euch nicht stressen und masturbiert auch im Advent so oft und unbeschwert ihr wollt. Und vor allem: Seid doch einfach auch im restlichen Jahr halbwegs okaye Menschen, dann braucht ihr uns anderen auch nicht mit der Tränendrüsen-Masche kommen. Es kann sich nur um Wochen handeln. Versprochen.

Verena auf Twitter: @verenabgnr