Die exklusive VICE Hochwasser-Politiker-Performance-Analyse

Dass das österreichische Gemüt eher sensibel auf die Hochwasserthematik reagiert, war vorhersehbar und wir haben dafür auch vollstes Verständnis. Immerhin wurde im Zuge der gerade erst abklingenden Überschwemmung ziemlich viel kaputt (nicht nur Keller, sondern auch Existenzen) und überall pickt noch der Gatsch. Das ist verdammt ärgerlich.

Wenn man sich in den regionalen Medien der letzten Woche umsieht—was man vermutlich aus Gründen der Psychohygiene generell nicht allzu häufig tun sollte—könnte man meinen, die ganze Welt wäre wieder einmal gegen uns, wie schon so oft, und das Leben wäre im Allgemeinen eine ziemlich unfaire Angelegenheit: Da haben wir eigentlich so tolle Vorteile wie die drittniedrigste Arbeitslosenrate Europas, die meisten freien Tage der Welt und hervorragendes Trinkwasser. Und dann kommen diese verdammten Naturkatastrophen in unser Land und zerstören mutwillig das Idyll. Hier ist Österreich eindeutig in die Opferrolle geraten.

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Schnell tritt man da ins Fettnäpfchen, das längst über die Böschung geschwappt und zum Fettfluss mutiert ist. Und genauso schnell packt einen auch das schlechte Gewissen, wenn man es sich trotz aller lokalkolorierten Miseren anmaßt, anstatt die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen und zum Gebet zu falten, durch die Nase atmend auch den internationalen Teil der Tageszeitung zu lesen.

Denn in Wahrheit passieren die wirklich schlimmen Dinge immer noch anderswo—und bei allem Mitgefühl für die Opfer hat man bei Betrachtung der ganzen Katastrophe oft das Gefühl, als würde es eigentlich um etwas ganz anderes gehen. Denn auch die, die sich aufregen, sind nicht in erster Linie Spender und Helfer, sondern entweder Macher oder Genießer des rundherum veranstalteten Boulevard-Schauspiels, das dank der sozialen Medien auch ohne nasse Fussis einen lückenlosen Tragödientourismus vorm Computerbildschirm ermöglicht.

Von der Reallife-Soap aus Drama, Tränen und anderen Wassermassen profitieren zum einen natürlich die bösen Medien (in diesem Fall: unter anderem wir), die sich im Angesicht des ganzen Übels mehr Hits und mehr Traffic als sonst erhoffen dürfen.

Manchmal müssen die Medien (in diesem Fall: ganz besonders wir) dafür auch die eine oder andere empörte Reaktion einstecken. Ganz speziell, wenn sie nicht in das Lamentieren einstimmen. Und noch viel spezieller, wenn sie dem Suderanten-Tenor mit einem hartem „Hey, eh schlimm, aber depressive Fotos von düsteren Brücken machen’s halt nicht besser“ entgegnen—wie wir das mit unseren beiden Photoshop-Fanart-Artikeln zur Flut getan haben.

Zum Glück sind sich aber alle einig, dass es noch eine Gattung von Mensch gibt, die schlimmer ist, als Medienvertreter und die mit Katastrophen oft noch viel furchtbarer umgehen: Die Rede ist natürlich von Politikern—jenen Gestalten, für die das richtige Auftreten in hochpolierten Hochwassersituationen nicht selten wahlentscheidend ist. Deshalb gehören sie inzwischen genauso zu jedem Überschwemmungsszenario wie Gummistiefel und Sandsäcke. Und genau wie bei Gummistiefeln und Sandsäcken ist es bei Politikern auch nicht egal, wie sie in der Katastrophensituation performen. Wir haben deshalb Noten an die 5 Politakteure vergeben, die sich in Sachen Katastrophenhilfe oder „Grinsefotos mit der Feuerwehrmannschaft“ diesmal medial besonders hervorgetan haben.

FPÖ Traismauer 3/5 

Thomas R. der FPÖ Traismauer bewahrt in dieser chaotischen und traurigen Zeit den Überblick. Als ob wir gerade nicht genug um die Ohren hätten, nützt die muslimische Jugend gekonnt die Chance unsere schöne, traditionelle Gemeinschaft zu unterwandern und bietet Hilfe bei den Aufräumarbeiten an. Danke, an Herrn R. dass er uns davor bewahrt hat, in diesen Hinterhalt zu geraten, Sie haben Haltung bewiesen!

Joe Pühringer 4/5

Wer aus Oberösterreich kommt (was auf zirka zwei Drittel aller Wiener zutrifft) oder zumindest schon mal in irgendein Medium aus oder über Oberösterreich hineingeschnuppert hat, dem ist der kleine Joe längst ein Begriff. Und mit klein meinen wir wirklich klein: Er wippt sogar ständig auf den Fußballen, weil er sonst nicht übers Pult ragt. Außerdem sieht sein Lächeln aus wie ein rassistisches Chinesenkostüm. Aber in Sachen Katastrophen-Handling kann man dem ÖVP-Landeshauptmann nicht viel vorwerfen: Er hat nicht nur extra eine Auslandsreise abgesagt, sondern auch das Bundesheer schneller angefordert, als es dem trägen Landtag lieb war (der den Einsatz dann doch ein bisschen hinauszögerte). Dafür wippen wir mit, Pühri!


 

Franzi Stronach 1/5

„Frank’s Hochwasser Hilfe“ stehe ich mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Also von der großzügigen Spende über 500.000 Euro bin ich natürlich angetan. Soviel Großmut macht sich bei anderen Politikern, wie Frank natürlich nicht auslässt zu erwähnen, nicht bemerkbar. Andererseits haben diese restlichen Politiker auch kein so großes Privatvermögen wie unser Herr Strohsack. Für ihn hat das Hochwasser aber noch viel mehr Gutes: Bis zur Überschwemmung war nämlich eher Frank selbst die Katastrophe, von der er jetzt gekonnt ablenkt. Da ist es fast schon nicht mehr schlimm, dass nirgendwo erwähnt wird, was mit den 5 Euro, die man pro Anruf bei der Hochwasserhilfe spendet, passiert. Fast.

Eva Glawischnig 4/5

Wenn sich eine Partei im Hintergrund gehalten hat, dann wohl die Grünen. Keine Spenden mit vielen Nullen und kein heroischer Bundesheer-Organisations-Stunt. In alter Umweltpartei-Manier wurde zwar gegähnt aber nicht geschlafen, sondern (wie clever) darauf aufmerksam gemacht, dass Flüsse übergehen wenn’s viel regnet. Und obwohl keiner Klugscheißer mag, die einem unter die Nase reiben, dass sie das eh schon vorher gesagt haben, aber man wolle ja nicht hören, muss sich irgendwer für die Arschlochrolle hergeben. Und die Eva ist sich nicht zu gut dafür. Helfen tut das jetzt auch keinem, aber abgesehen von den Vorzügen von Müsli und Windrädern, erzählt sie auch von Bodenschutz und dem ganzen Hippieshit.

SPÖ (und ein bisschen auch FPÖ) 5/5

In den 70er Jahren gab’s einen Streit, ob nun eine Donauinsel gebaut werden soll oder nicht. Ich war da noch nicht auf der Welt. Alles was ich weiß ist, dass das der Grund ist warum ich vom Büro aus der Hauptstadt meine wohlgemeinten, halblustige Kommentare, zu einem Thema abgeben kann, von dem, hätte ich nicht zwangsläufig davon erfahren, weil ich eben in einer Redaktion beschäftigt bin, nichts mitbekommen hätte.

Danke, SPÖ der 70er, du hast gewonnen!

Damit ihr dieses Wochenende auch endlich mal auf der Gewinnerseite steht, braucht ihr jedoch nicht der Partei der Arbeit beitreten, sondern einfach nur bei diesen Events vorbeischauen:

Donnerstag

Prater Unser im Himmel, am Boden und sogar zu Wasser, gefeiert werde dein Poolbad, gebenedeit dein endloser Biernachschub und so weiter und so fort. Ihr versteht den Schmäh schon und falls nicht: Ihr sollt in die Pratersauna kommen und mit uns Schabernack treiben. Das Prater Unser läuft übrigens seit gestern und noch bis Sonntag. Wenn ihr 1 mal 2 Karten für einen dieser Tage gewinnen wollt, schreibt uns eine E-Mail mit dem Betreff “Schabernack” und dem Wochentag, an dem ihr am liebsten hin wollt, an win@vice.at.

Freitag

Wie ihr als aufmerksame Leser vielleicht schon wisst, beginnt heute die unaussprechliche Sprachkunst-Sommerreihe Ephemeropteræ von TBA21 im Augarten. Spoken Words, Picknick und Park. Duh. Wenn ihr die Sitzenbleiber abschütteln könnt, solltet ihr danach entweder zur Blockparty beim Zweitbester oder der anderen Blockparty am Yppenplatz (erstere hat Susi Klub, zweitere Hip-Hop, the choice is yours).
Der richtige Partystart ist dann aber definitiv bei Girl Unit (und den Jungs von Vihanna) im Café Leopold, wofür wir 2 mal 2 Tickets verlosen: Einfach eine Nachricht mit “FRAUENEINHEIT” an win@vice.at schreiben.

Samstag

Wenn ihr gestern alles richtig gemacht habt, braucht ihr heute eigentlich gar keine Party, sondern eher ein altes Hausmittel, wie ihr lila Farbe aus der Unterhose bekommt und eine zuverlässige Info dazu, ob man sich Sex auch von Socken holen kann. Wenn euch das nicht reicht, um einen glücklichen Samstag zu verbringen, solltet ihr zum Sonic Wave gehen und noch einmal beim Prater Unser vorbeischauen (wir können das nicht oft genug betonen).

Sonntag

Heute bekommen eure Lieblingssachen Zuwachs, nämlich beim Lieblingsflohmarkt von Werk und Grelle Forelle.