Im Zuge des OLYMPUS PHOTOGRAPHY PLAYGROUNDS verlosen wir eine niegelnagelneue Olympus OMD E-M10 Systemkamera. Alles was du dafür tun musst, ist uns eine Mail mit Namen, Adresse und dem Betreff „OlympusCam” an win@vice.at zu schicken.
Sich in einem Club über den DJ oder dessen Musikauswahl zu beschweren, kann in grantigen, depressiven Momenten ja durchaus therapeutisch wirken. Die visuelle Komponente rettet da meist auch nur mehr wenig, weil Clubs, die schlechte DJs buchen, nur in den seltensten Fällen viel Wert auf die besten Licht-Installationen der Stadt legen. Bei den Projekten des 2005 in Dornbirn gegründeten Künstler-Kollektivs Neon Golden stimmt in der Regel aber beides. Nicht umsonst konnten sie bereits im ersten Jahr Gigs am URBAN ART FORMS und am SonneMondSterne in Deutschland an Land ziehen und seither eigentlich nur noch größer und besser werden.
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Nach der Zusammenarbeit mit namhaften Elektro-Künstlern wie Richie Hawtin, Jeff Mills, DJ Hell, Extrawelt, Carl Craig, Boys Noize oder Digitalism und Aufträgen in namhaften Clubs in ganz Europa hat sich das seit 2009 in Wien ansässige Kollektiv aber mittlerweile vom reinen VJ-Dasein emanzipiert. Stattdessen machen die 14 Mitglieder mit extravaganten sowie aufwendigen Licht-Installationen und -Skulpturen auf sich aufmerksam. Aktuell kannst du ihr jüngstes Werk SWARM auf dem OLYMPUS PHOTOGRAPHY PLAYGROUND in Wien bestaunen—es handelt sich dabei um eine Art digitalen, interaktiven Glühwürmchen-Schwarm.
Wir haben uns mit dem Neon Golden-Gründer und Creative Director Stefan Kainbacher über seine Anfänge, die Szene in Wien und das aktuelle Projekt SWARM unterhalten.
VICE: Ihr habt euch ja bereits im ersten Jahr mit eurer VJ-Arbeit einen Namen machten können. Worin unterscheiden sich eure aktuelleren Arbeiten von jenen aus eurer Anfangszeit?
Stefan Kainbacher: Unser Spirit ist sehr ähnlich geblieben, aber von der Ausdrucksweise sind unsere jetzigen Arbeiten komplett anders. Unsere Anfänge waren ja in Dornbirn, dort haben wir uns immer in meiner Küche getroffen und experimentiert. Wir haben zum Beispiel Turntables umgebaut und damit Videos kontrolliert. Da ging es gar nicht so sehr darum, was visuell am Ende rauskommt, sondern eher um das Spielen mit dem Medium und wie man damit interagieren kann. Von diesem Interfacing sind wir dann zwischenzeitlich auf das klassische VJing gewechselt, das war die Zeit, in der wir die ganzen Club-Shows gemacht haben.
Diese Experimente fanden 2004 statt, 2005 haben wir dann richtig angefangen und Neon Golden zu dritt gegründet. Diese Zeit kann man rückblickend als Hochphase des VJing bezeichnen—damals haben extrem viele Leute damit angefangen. Und auch die nächsten Jahre, so etwa bis 2008 war das ein Riesenthema. Überall gab es VJs, jeder Club und jedes Festival wollte bespielt werden.
Wie habt ihr selbst von diesem Hype profitiert?
Ich habe eine Zeitlang in Zürich gelebt und wir konnten dort häufig im Rohstofflager spielen, was eine super Sache war. Einer der ersten Gigs war mit Jeff Mills und danach ging es sehr schnell: Wir durften im ersten Jahr am URBAN ART FORMS spielen, dann beim SonneMondSterne in Deutschland. Wir konnten uns in sehr kurzer Zeit sehr viele wertvolle Referenzen erarbeiten. Wir hatten regelmäßige Club-Gigs in Zürich, München, Berlin oder Amsterdam und konnten uns so einen sehr guten Ruf aufbauen. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, uns auch schnell weiter zu entwickeln. Es sind mehr Leute dazu gekommen, wir konnten Geld in Hardware investieren und natürlich war es auch ungemein motivierend zu sehen, dass es gut läuft.
Wodurch zeichnet sich euer Stil aus?
Unser Stil ist minimalistisch. Er ist sehr klar, manchmal leise, oft sehr stark aber auf jeden Fall sehr „bold”. Das ist auch auf technische Gegebenheiten der Anfangstage zurückzuführen, da filigraner Content über die Videoleitung einfach nicht funktionierte. Wir haben die Not zur Kür gemacht und sehr starke, unverwüstbare Grafiken verwendet. Also beispielsweise einfach nur Balken, viele Layer und diese über den Sound getriggert. Wir haben aber immer wert darauf gelegt, die Visuals sehr fein auf den Sound der Soundleitung der Acts abzustimmen.
Wir bauten vielschichtige Visuals aus sehr simplen Grundformen auf. Wir haben übrigens auch nur zu ganz bestimmten Sounds gespielt, wir mochten gerne Minimal und Techno. Wir wollten bewusst nicht für alles Visuals produzieren, weil wir immer der Meinung waren, dass gewisse Visuals nur für einen bestimmten Sound passen. Und unsere Visuals passten gut für Techno und nicht für Jazz.
Das heißt, euer Stil speist sich aus einem Mix aus den technischen Gegebenheiten und eurem eigenen Musik-Geschmack?
Genau. Wobei man dazu sagen muss, dass wir alle aus Design-Disziplinen kommen, in denen Reduktion eines der wichtigsten Stil-Mittel ist. Bei uns sind Architekten und Medieninformatiker mit dabei, ich selbst komme aus dem interdisziplinären Design, andere aus dem Motion-Animation- und CGI-Bereich, andere wiederum sind ganz klassische Grafik-Designer. Wir ergänzen uns sehr gut und es war schon immer mein Ziel, eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Spezialisierungen zu finden. Ein Kollege ist zum Beispiel Elektriker, da wir natürlich auch Leute brauchen, die handwerklich gut sind und wissen wie man was angreift.
Ihr habt euch ja im Laufe der Zeit vom klassischen VJ-Ding wegbewegt. Wie machte sich diese Weiterentwicklung in eurer Arbeit bemerkbar?
Wir hatten bei den VJ-Projekten wie gesagt einen minimalistischen Stil, der auf LED-Wänden in Clubs gut funktionierte. Aber wir haben uns auch in besser ausgestatteten Clubs mit mehreren Leinwänden wohl gefühlt und gestalteten bereits zu dieser Zeit generative Visuals, also haben keinen Video-Content vorbereitet, sondern alles computerbasiert in Echtzeit vor Ort berechnet. Wir haben uns dann ein Gerät gebaut, bei dem wir acht Ausgänge mit verschiedenen Content parallel ansteuern konnten. Dadurch waren wir sehr flexibel, egal wie die zu bespielenden Räume ausgesehen haben.
Da wir uns mit diesem reduzierten Stil einen Namen erarbeiten konnten, bekamen wir sehr oft die Gelegenheit, LED-Wände zu bespielen. Wir machten Shows für Digitalism oder haben die Mainstage auf dem URBAN ART FORMS mit 400 Quadratmetern LED geplant. Wir bemerkten damals, dass LEDs zwar super sind, wir aber noch einen Schritt weitergehen wollen und eigene Leuchten und Leuchtkörper bauen möchten.
Welche Projekte ergaben sich aus dieser Neuausrichtung?
Wir konnten ein Projekt für Heineken machen und es lag auf der Hand, etwas mit Bierkisten zu machen. Ich stand damals im Supermarkt und hab so eine kleine 6er-Bierkiste entdeckt, die es nur für kurze Zeit zu kaufen gab. Das war perfekt, denn diese kleine Bierkiste war auf der Seite ausgeschnitten und ideal als Lampenhalterung geeignet. Daraus haben wir dann eine ganze Bühne gebaut.
Mit den Materialien dieses Projektes haben wir außerdem eine kleinere Sache umgesetzt, nämlich das Prater Unser-Festival. Eigentlich wollten die ja nur LED-Balken ausleihen, wir haben aber 100 Euro Budget für Stative rausschlagen können. Damit sind wir dann zum IKEA gefahren und haben um 100 Euro in der Fundgrube kaputte Regale gekauft, um einen Kommerz-Altar daraus zu bauen. Wir haben ein Kreuz gebastelt, das natürlich super zum Thema des Festivals gepasst hat.
Auf dem OLYMPUS PHOTOGRAPHY PLAYGROUND seid ihr mit einer Installation namens SWARM vertreten. Worum geht es dabei?
Grundsätzlich ist SWARM ein digitaler LED-Schwarm, der immersiv erlebt werden kann. Es geht darum, eine Rauminstallation zu erschaffen, in der man mitten drin sein und die man mit allen Sinnen erleben kann. Wenn du reingehst, streifst du an den ganzen Kabeln und spürst sie am Körper. Es gibt ein Soundsystem mit vier Lautsprechern, mit dem wir Raumklang erzeugen.
Technisch gesehen ist die Installation eine Punktwolke aus 2000 einzelnen LEDs, die an Kabeln hängen. Dem ganzen liegt ein Raster mit 20 x 20 x 20 Zentimetern zugrunde, verteilt auf eine Fläche von etwa 16 mal 4 Meter. Diese Punktwolke wird mittels Software angesteuert und dadurch können wir es als dreidimensionales Display nutzen.
Kannst du den Entstehungsprozess von SWARM erklären?
Wir haben das Ganze in einer Simulation am Computer errechnet. In der Installation befinden sich 40 Module, die einzelnen Kabellängen haben wir nach Plan umgesetzt und etwaige Ausreißer korrigiert. Die Fehlerquote war aber sehr sehr gering. Es hat auf Anhieb funktioniert, was sehr cool war. Die Tage zuvor sind wir aber fast an den Mauern in der alten Postzentrale verzweifelt, weil es dort zirka 30 Zentimeter Putz gibt und wir Schwierigkeiten beim Fixieren der Verankerungen hatten.
Ist das generell eure Herangehensweise, dass ihr Projekte am Computer vorberechnet und dann vor Ort unter Zeitdruck richtig umsetzt?
Ja, schon. Da wir sehr oft mit Helfern zusammenarbeiten, haben wir aber mittlerweile sehr gute Prozesse erarbeitet. Sprich wir überlegen uns sehr genau, wie wir Arbeitsschritte so vereinfachen, dass Leute, die das Konzept dahinter nicht verstehen oder die einfach nur kurzfristig mitarbeiten, wissen was zu tun ist. Außerdem müssen wir Installationen meist unter enormen Zeitdruck umsetzen und haben oft nur wenige Wochen für die Materialbeschaffung und teils nur einen Tag für den Aufbau.
Ihr tretet als Künstler-Kollektiv mit 14 Mitgliedern auf. Ist es in Österreich als einzelner Videokünstler zu schwer, sich einen Namen zu machen?
Man kann es als einzelne Person auch schaffen. Bei manchen ist es auch eine Sache des Egos, dass man bei all seinen Arbeiten den eigenen Namen vorne sehen will. Aber bei uns war der Ansatz schon immer ein sehr kollaborativer und als Gruppe kann man meiner Meinung nach einfach mehr erreichen. Es hat aber auch ganz pragmatische Gründe, weshalb wir uns als Crew organisieren: Viele unserer Projekte sind so aufwendig, dass wir diese nur gemeinsam stemmen können.
Außerdem ging es immer um das gemeinsame Experimentieren und Lernen. Wenn bei uns im Studio irgendwer was macht, haben alle anderen Einblick in die Arbeit und können Tipps geben. Beim Umsetzen von Projekten lernen wir voneinander und können so mehr leisten und effizienter arbeiten. Und obwohl wir aus verschiedenen Disziplinen kommen, erfüllt jeder verschiedene Aufgaben und lernt laufend dazu. Wir glauben jedenfalls an die Gruppe, die Gruppe ist wichtig.
Wie schätzt du die Wiener Visual-Szene ein? Werden Künstler abgesehen von Neon Golden im internationalen Umfeld wahrgenommen?
Es gibt sicher ein paar, die man kennt. Aber prinzipiell ist die klassische VJ-Szene nicht mehr das, was sie vor ein paar Jahren einmal war. Wien war in Bezug auf Videokunst lange Zeit eine der größten Communities überhaupt, aber es gibt einfach nicht mehr so viele Spielstätten wie in der Zeit von 2005 bis 2008 oder sagen wir 2010. Man braucht sich nur die großen Acts, die jetzt auf Tour gehen, ansehen: Jeder hat seine eigene Show mit dabei, da werden keine externen VJs mehr gebucht. Diesen Trend siehst du gut am URBAN ART FORMS, das ja einst als eines der VJ-Festivals schlechthin galt. Oder auch ams sound:frame, das auch nicht mehr so groß ist.
Der große Hype ist einfach vorbei und es kommen nur mehr wenige nach. Die einen machen noch in der VJ-Ecke weiter, ein paar andere haben sich professionalisiert in Richtung Event-Design und ein paar wenige gehen in die Kunst-Richtung. Wir versuchen uns langsam von der Sub-Kultur in die Hochkultur zu bewegen.
Der OLYMPUS PHOTOGRAPHY PLAYGROUND läuft vom 20. November 2014 bis zum 19. Dezember 2014 in der ehemaligen Postzentrale, Postgasse 8, 1010 Wien.
Das Event hat von Montag bis Freitag von 11:00 bis 19:00 Uhr und am Wochenende von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Vor Ort können die OLYMPUS Systemkameas OM-D und PEN kostenlos ausgeliehen werden.
Schau am Freitag, den 5. Dezember 2014, zu HAM goes OLYMPUS PHOTOGRAPHY PLAYGROUND WIEN, wo dich ab 22:00 Uhr eine gewohnt gute Party mit Gratis-Wein und unseren Freunden von HAM erwartet.
Weitere Informationen und Details zu den Veranstaltungsterminen findet ihr unter www.photographyplayground.de.