Die Geschichte von Fruity Loops—oder wie der Mitarbeiter einer belgischen Porno-Spiel-Firma die moderne Musik revolutionierte

Tief irgendwo in YouTube findet sich ein Video in mittelprächtiger Bildqualität, in dem der Rapper Soulja Boy aus Atlanta uns durch sein Heimstudio führt. In einem riesigen weißen T-Shirt und mit gelbgoldenem Schmuck behangen zeigt das Rap-Babyface ein lausiges Mikrophon, ein kleines MIDI Keyboard und … das war es eigentlich. Mit einem dezenten Grinsen, das etwas von dieser Boshaftigkeit durchscheinen lässt, die an einem gewissen Punkt den Zorn diverser prominenter HipHop-Persönlichkeiten auf sich gezogen hatte, erklärt Soulja Boy, dass er alle seine großen Songs, inklusive dem Chartstürmer „Crank Dat“ mit seinem Laptop erschaffen hat. Der Rest des Equipments kam erst später.

„Für [‚Crank Dat’] habe ich wahrscheinlich zehn Minuten gebraucht und jeder weiß, dass ich mit diesem Song 10 Millionen Dollar gemacht habe“, sagt er. „Die Leute meinten so: ‚Alter, du hast die Demoversion [von dem Programm] benutzt, um diesen Song zu machen, der auf die eins ging, und diese ganze Kohle damit verdient.“

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Auch wenn er den Namen der Software ein paar Mal in dem Video erwähnt, sollte den meisten Millenials schon allein schon durch die Erwähnung einer „Demoversion“, klar sein, worüber er spricht. Letztendlich war es die Verfügbarkeit des populären Beatbastlerprogramms FruityLoops, die Anfang der 2000er eine ganze Generation von Jugendlichen darauf abfahren ließ. Durch einen Klick auf Filesharing-Programme wie Napster oder Kazaa bekamen wir Zugang zu einem kompletten Musikprogramm—wenn auch zu einer Version, mit der man nicht immer abspeichern konnte. Du musstest dir kein Instrument oder MPC kaufen, du musstest auch nicht wissen, wie man Noten liest. Für deine Kompositionen musstest du lediglich bunte Soundblöcke arrangieren. Es war leicht zu bedienen aber gleichzeitig anspruchsvoll—der perfekte Einstieg für alle, die irgendwelche Ambitionen in der Musikproduktion hatten.

„Eine Menge von diesen Typen haben mich kontaktiert und gesagt: ‚Alter, du hast mir ermöglicht, dass ich in meinem Schlafzimmer sitzen und etwas tun kann, was in mein Budget passt“, erzählt mir der Producer 9th Wonder—ein früher High-Profile User des Programms, der es für die Arbeit mit Little Brother und Jay-Z verwendet hat—über das Telefon. Der günstige Preis, das unkomplizierte Interface und die schlichte Tatsache, dass es sich bei FruityLoops um Software und nicht um Hardware handelt, machte es für User so ansprechend—aber auch zu einer Zielscheibe der Kritik.

2009, als der Studiobesuch bei Soulja Boy gedreht wurde, befand sich dieser aufgrund der Einfachheit seiner Musik, die millionenfach runtergeladen worden war, gerade im Zentrum der Anfeindungen. Der Status als umstrittenster Rapper seiner Zeit—Ice-T hatte ihn als Mörder des HipHop bezeichnet—verschaffte Soulja offensichtlich ein dickes Fell. Anstatt das Video als Entschuldigung zu nutzen, verwendete er es als Kampfansage und bestätigte stolz, dass er tatsächlich Beats auf seinem Computer macht, in nur zehn Minuten, mit einem Programm, für das er noch nicht einmal Geld bezahlt hat. Als Sahnehäubchen fügte er noch hinzu, dass dabei nur „Hits“ rauskommen.

„Ich hatte kein Geld, um mir von anderen Produzenten Beats zu kaufen“, sagte er mir vor Kurzem. Sechs Jahre später verwendet er immer noch FruityLoops, das mittlerweile FL Studio heißt, und aus den zehn Minuten sind fünf geworden. „Ich war gezwungen, sie selbst zu machen“, sagte er. „Immer wenn ich von der Schule nach Hause kam, machte ich neue Beats. Innerhalb von ein paar Monaten müssen das mehr als 150 gewesen sein.“ Aus einem davon wurde ein landesweiter Nummer-Eins-Hit und ein Majordeal.

Soulja Boys Geschichte, FL zu benutzen und von einer kleinen Obskurität zum Star zu werden, ist nicht einzigartig. Viele andere, darunter auch Schwergewichte wie Hit-Boy, Metro Boomin, Young Chop und Hudson Mohawke, haben allesamt einen ähnlichen Werdegang hinter sich. Aus Hobbytüftlern wurden Produzenten, die für Künstler wie Drake und Kanye West arbeiten. Allein in dieser Hinsicht könnte man das Programm als Inkubator neuer Popmusik sehen. Wegen seines einfachen Workflows bot es in den letzten 15 Jahren den perfekten Übungsplatz und hat die Producer-Fähigkeiten vieler Menschen geschärft. Der Einfluss reicht aber noch weit über die Talente hinaus, die es hervorgebracht hat: Seit seiner Veröffentlichung Ende der 90er hat FL maßgeblich dabei geholfen, den tatsächlichen Klang einer ganzen Reihe von Genres, von HipHop über elektronische Musik bis hin zum Mainstream-Pop, zu verändern.

Vor allem sein einzigartiger Step-Sequenzer (diese kleinen bunten Knöpfchen im Interface) ist das, womit die Beatmaker in den Südstaaten den „Trap“-Sound entwickelt haben, der nun überall zu hören ist. Der Sequenzer selbst führte zu Erschaffung dieser stotternden Hi-Hats—wenn die digitalen Becken zwischen Achtel- und Sechzehntelnoten wechseln und diesen rollenden Effekt verursachen—mit denen Producer wie Lex Luger das Genre geprägt haben. Dieser Hi-Hat-Stil erfreut sich momentan unglaublicher Beliebtheit und wird auch zum Bestandteil anderer HipHop-Subgenres wie Chicago Drill und fließt in die Musik von Künstlern wie Justin Bieber, The Weeknd und Miley Cyrus ein—ganz zu schweigen von HipHop-Größen wie Gucci Mane, Chief Keef und Future.

Die Produzenten, die hinter diesen Künstlern stecken, sind stolz darauf, FL verwendet zu haben. Der ebenfalls aus Atlanta stammende Sonny Digital zum Beispiel hat kein Problem damit, zuzugeben, dass „alle [seine] größten Hits“—das umfasst Futures „Same Damn Time“, 2 Chainz und Kanye Wests „Birthday Song“ und iLoveMakonnens „Tuesday“—mit dem Programm gemacht wurden. Er hatte sich, wie so viele andere, ursprünglich eine „gecrackte“ Version runtergeladen, um das Programm auszuprobieren, bevor er es sich kaufte. Obwohl er jetzt Zugang zu wirklich jeder Form von Equipment hat, arbeitet er immer noch damit. In seinen Augen hat ihm FL einen Großteil von dem beigebracht, was er über Musik weiß.

„Es hat mir so viele Türen geöffnet“, erklärte er mir. „Das war einfach ein ganz neuer Durchbruch für uns.“ Er spricht dem Programm auch zu, dass es „any age-friendly“ ist—also dass es jeder, unabhängig von seinem Wissensstandpunkt, verwenden kann, um etwas Besonderes zu erschaffen. Jahlil Beats von Roc Nation sieht das ähnlich. Als ich ihm am Telefon das Thema erklärte, war er gerade im Studio und verwendete die Software, um Dateien für eine Show mit EDM-Größe Skrillex am kommenden Wochenende zu layouten. Ähnlich wie Soulja Boy gab er damit an, dass er einen neuen Beat in weniger als 15 Minuten raushauen könne, und verwies dabei auf FLs flüssigen Workflow als großen Vorteil.

„Man kann einfach alle Instrumente auf einmal markieren und sie zusammen in das Raster schmeißen“, sagte er, „und einfach losklicken.“

Jahlil wurde das erste Mal von seinem Vater mit dem Programm vertraut gemacht—ebenfalls mit einer gecrackten Version. Heute benutzt er Version 10 (mittlerweile gibt es 12), um massive Instrumentals für Songs wie Meek Mills und Drakes „Amen“ und Bobby Shmurdas „Hot Boy“ zu erschaffen. Sowohl für Jahlil als auch für Sonny dient FL als Tool zum Erschaffen von Hits—etwas, wozu das Programm ursprünglich überhaupt nicht gedacht war.

Didier „Gol“ Dambrin, der belgisch-französische Erfinder des Programms ist der Erste, der das zugeben würde. Für ihn war es zunächst nur ein Nebenprojekt, während er bei einer niederländisch-belgischen Softwarefirma namens Image-Line arbeitete, die sich auf nicht jugendfreie Spiele wie Porntris spezialisiert hatte. FL sollte bloß eine einfache Anwendung sein, mit der man MIDI-Loops bauen kann, und die ein „visuell ansprechendes“ Aussehen hatte. Es sollte Spaß machen, einfach sein und nicht viel mehr. „Es fing nicht sonderlich ernsthaft an“, gab er in einem seltenen Interview per Mail zu. „Es war nicht im Entferntesten das, was es heute ist.“

Gol (dessen Spitzname von einem alten Online-Alias stammt) ist in den 80ern aufgewachsen und gehörte somit zur ersten Generation, die Zugang zu Videospielkonsolen und Computern für den Heimgebrauch hatte. Er war von den Maschinen fasziniert und hat sich letztendlich ins Programmieren verliebt, das er durch Gaming-Magazine gelernt hat, die komplette Codes von Spielen in ihren Ausgaben abdruckten. Einmal nahm er den Code des Arcade-Klassikers Breakout, bei dem man mit einem rechteckigen Paddel einen Ball in bunte Blöcke schießt, die bei Kontakt verschwinden, und ersetzte das Paddel durch eine kleine Figur.

„Diesen kleinen Typen am unteren Ende des Bildschirms zu kontrollieren war großartig“, erinnert sich Gol. Mit 19 nahm er an einem IBM-Programmier-Wettbewerb teil, bei dem er von Image-Line entdeckt wurde. Er arbeitete an einer Reihe von Porno-Spielen der Firma, entwickelte mit der Zeit jedoch immer mehr Leidenschaft für sein MIDI-Projekt. Auch wenn er kein großer Musikfan war, faszinierten ihn Soundgeneratoren wie Rubberduck und HammerHead, die das Aussehen und Gefühl eines Videospiels hatten.

„Ich habe [es] für mich selbst angefangen“, sagte er. „Vielleicht hilft das, Sachen für Nichtmusiker einfach [zu machen].“ Der Name war tatsächlich ein Wortspiel mit den Kelloggs Getreideringen („Ich finde, dass Produkte alberne Namen haben sollten“) und das Interface hat Spaß gemacht und einen gefesselt. „Sicher, heute sieht die erste Version vielleicht hässlich aus, aber denk nur an das Internet 1998“, schrieb Gol, als er beginnt, die Einschränkungen des Programms zu erklären.

Nach den Standards des heutigen Informationszeitalters gleicht Gol einem Geist. Er ist sich des Einflusses der Software in großen Teilen gar nicht bewusst und auch ganz zufrieden damit, fernab der Musikwelt zu bleiben, auch wenn sich Image-Line längst vom eigentlichen Schwerpunkt wegbewegt und FL Studio zu seinem Hauptprodukt gemacht hat. Es gibt ein paar Messageboard-Threads über ihn, zusammen mit einer inaktiven Facebook-Fanpage und ein Interview mit dem französischen Electro-Künstler Madeon, in dem dieser ihn als „verrücktes Genie“ bezeichnet. Aber in all den Jahren ist er relativ anonym geblieben und das einzige Bild von ihm im Internet zeigt ihn gar nicht selbst, sondern seinen Pressesprecher und ist falsch benannt.

Während unserer E-Mailkommunikation behält er den spielerischen aber scharfen Ton eines Superhirns bei, das seine Kreation mit gesundem Abstand betrachtet. Als Antwort auf eine Frage über den Einfluss von FL auf HipHop, die einen YouTube-Link zu einem Instrumental von Young Chop beinhaltet, sagte er zum Beispiel einfach: „Ich kann dazu nicht viel sagen.“ Bei der Sache mit der „stotternden Hi-Hat“ fiel seine Antwort sogar noch spärlicher aus: „Ich habe keine Ahnung.“ Und als ich fragte, warum er beschlossen hat, gerade Musiksoftware zu designen, schrieb er: „Ich habe mich nie wirklich für Musik interessiert.“


In dieser Hinsicht ergibt es durchaus Sinn, dass er derjenige war, der FruityLoops erschaffen hat: Dambrin nennt es „eine App für Cheater“. Während das Layout Einfachheit und Bequemlichkeit vermitteln soll, gehen die Möglichkeiten weit über die simple Erscheinung hinaus. Das einfache Format soll als Skizzenpapier für Ideen dienen, während die Werkzeuge des Programms die Farben und Schattierungen waren, die es ausfüllen. Das Ergebnis ist eine extrem flexible Palette an Optionen: „Es war so einfach, meine Ideen umzusetzen, als ich vorhatte einen Track zu erschaffen, der ein Genre in Stücke zerlegen sollte“, erzählte der derzeit angesagte Produzent Metro Boomin’ vor Kurzem gegenüber Fader. Im gleichen Artikel fügt Hit-Boy, Produzent von Songs wie Kanye Wests und Jay-Zs „Niggas in Paris“ und Beyoncés „XO“, hinzu: „Einige der interessantesten Spielereien entstehen beim Rumprobieren mit FL.“

„Als ich es gesehen habe, habe ich es direkt verstanden“, fügte Sonny Digital am Telefon hinzu. „Es ist fast, als würdest du ein Programm lernen. Der Prozess ist nur viel schneller.“

Die Simplizität von FL ist elementar dafür, Ideen umzusetzen, aber seine Funktionen reichen noch viel tiefer. Die meisten etablierten Produzenten, die FL nutzen, sagen, dass es dieselben Möglichkeiten bietet wie jede andere Hardware oder Software auch—was dem Argument, es sei rudimentär, widerspricht. Mehr als einmal wurde es mir von Produzenten als die digitale Version des MPC beschrieben, dem Sampler, auf dem das Genre HipHop aufgebaut ist. Für Produzenten wie 9th Wonder hat es sich als praktischer Ersatz erwiesen: Er versuchte es mit FruityLoops, nachdem er im College keinen MPC auftreiben konnte (ein alter Freund bot ihm einen für 3.000 Dollar an, worauf er antwortete: „Kumpel, unsere Eltern kennen sich!“). Das Programm wird unter Produzenten größtenteils für seine Sampling-Möglichkeiten geschätzt, besonders weil sich damit auch Audiowellen bearbeiten lassen (andere Software benötigt dafür oft ein getrenntes Programm). Obwohl 9th etwas zurückhaltender als andere war, als es darum ging, das Programm für die Entwicklung seines Sounds zu loben, und Mantras von sich gab wie: „Es ist nicht die Maschine, es ist der Mann hinter der Maschine“, und darauf hinwies, dass er heute die Pads von Native Instruments bevorzugt, hat er die „Freiheit“ der Software und ihre Arte, mit der sich „spontan bearbeiten“ lässt, gelobt.

Als 9th in den frühen 2000ern anfing, FL zu nutzen, musste er viel Kritik einstecken. „Ich wurde immer nach dem Motto angesehen: ‚Oh, du machst Beats auf einem Computer‘“, sagte er und merkte an, dass es eine Beteiligung an Jay-Zs The Black Album brauchte, damit er zu den Beat Battles eingeladen wurde, an denen er schon seit Jahren versucht hatte teilzunehmen. Heutzutage gibt es einige Dinge, von denen Produzenten schnell zugeben, dass sie besser sind als die Alternativen. Und obwohl FL einige Sounds mit anderen Programmen teilt, inklusive der harten Bassdrum und den Snares der Roland TR-808, erlaubt es der Step-Sequenzer den Beatbauern, ganz einfach Drum-Linien zu überlagen und Hi-Hats einzufügen; ein Workflow, der dabei hilft, den Trap-Sound zu kreieren und bessere Drum-Lines abzuliefern, wie Soulja Boy erklärte. Der erste Beat, den er ohne FruityLoops gemacht hat, war „30 Thousand, 100 Million“ mit Lil B.

„Er war cool, aber die 808er hauen nicht auf gleiche Weise rein“, sagte Soulja Boy und lieferte noch mehr Beweise: Vor ein paar Jahren war er mit Kanye West im Studio, um dem MC aus Chicago einen Remix vorzuspielen, den er von „Robocop“ vom Album 808s and Heartbreak gemacht hatte. `Ye wollte wissen, wie Soulja Boy die 808 Kicks so hart bekommen hatte. „Ich habe FL benutzt“, scherzte er. Der Remix wurde nie veröffentlicht, aber laut eigener Aussage hat er den Ruf von Soulja Boy in der Musikindustrie enorm verbessert und wird heute immer noch in Unterhaltungen erwähnt, wie vor Kurzem erst mit Travi$ Scott (einem Liebhaber von Trap Drums, obwohl er FruityLoops einiges zu kritisieren hat).

Jahlil Beats erzählte eine ähnliche Geschichte über den Def Jam A&R—und Mentor von Kanye West—No I.D., der ihn während sie 2012 zusammen im Studio waren, zu seinen Hi-Hats befragte. Jahlil drehte dem legendären Produzenten einfach seinen Laptop zu und zeigte ihm, wie einfach sich die Hats mit FL machen lassen. So wurde der Schüler zum Lehrer. „Ich habe einfach versucht, ihn von Ableton zu FL Studio zu bewegen“, sagte er.

Auch wenn die Möglichkeiten von FL im Studio bemerkenswert sind, wäre es fahrlässig, nicht darauf einzugehen, welch große Rolle die leichte Bedienbarkeit für seine Popularität gespielt hat. Diese lässt sich darauf zurückführen, dass das Programm ursprünglich für Amateure gedacht war und nicht für professionelle Musiker—Jugendliche, die alleine im Zimmer sitzen, über ihrem Laptop hocken und ihre Gedanken in rhythmischer Form skizzieren, in der Hoffnung damit etwas Bedeutendes zu erschaffen. Soulja Boy, 9th Wonder, Sonny Digital und Jahlil Beats waren alle an diesem Punkt und haben entweder eine Demo oder eine illegal heruntergeladene Version des Programms benutzt. Dambrin wies schnell darauf hin, dass der wahre Stellenwert von FL nicht in der Macht seiner Erfinder liegt, sondern in der Arbeit, die sie produzieren.

„Mir ist es egal, ob Amateure oder nur Pros es benutzen“, sagte er. „Alles, was zählt, ist, dass einige Leute großartige Dinge mit der Hilfe von FL gemacht haben.“

Um diese großartigen Dinge zu hören, muss man nur das Radio einschalten. Obwohl es schwer zu sagen ist, welche Songs mit FL gemacht wurden, kannst du die Verbindung zum Programm darin sehen, wie sie klingen; als ich diesen Artikel verfasst habe, gab es mindestens ein halbes Dutzend Songs in den Billboard Top 25, in denen es Drum-Muster in Trap-Manier gab, wie Fetty Waps „679“, Drake und Futures „Jumpman“, The Weeknds „The Hills“, DJ Snake und Major Lazers „Lean On“ featuring MØ, Travi$ Scotts „Antidote“, Post Malones „White Iverson“ und Bryson Tillers „Don’t“. Selbst die, die nicht wirklich mit FL gemacht wurden, waren zumindest von dessen Workflow beeinflusst—eine Tatsache, die dadurch belegt wird, dass es zu jedem Track YouTube-Videos gibt, in denen irgendwelche Nutzer den Beat mit FL kopieren. Einige Künstler wie der Glasgower Hudson Mohawke haben ähnliches in der Öffentlichkeit behauptet. In einer Folge der Red Bull Music Academy ging er so weit, zu sagen: „Wenn du dir die Billboard Top 10 ansiehst, dann garantiere ich, dass acht davon wahrscheinlich mit FruityLoops gemacht werden.“

Die Software—oder zumindest deren Einfluss—hat es endlich in die Wahrnehmung des Mainstreams geschafft. Aber der Einfluss wird viel mehr von denen gespürt, die noch nicht ihren Durchbruch hatten—Beatproduzenten, die FL nutzen, um einen frischen Sound zu entwickeln, der etwas Neues auf den Tisch bringt—genau wie die Sample-basierten Beats von 9th es in den frühen 2000ern und Soulja Boys Steeldrum-Melodien später im Jahrzehnt gemacht haben und wie Young Chops Drill-Tracks und die harten Instrumentals der Trap-Produzenten es jetzt machen. Im Sommer habe ich aus erster Hand die Inspiration erfahren, die FL erschaffen kann, als ich über Litefeet-Musik geschrieben habe—ein Genre, das fast ausschließlich mit FruityLoops gemacht wird. An einem Nachmittag habe ich zwei jungen Produzenten aus der Szene zugesehen, einem aufstrebenden Duo namens Hann, die mit dem Programm Magisches vollführten, während man ihnen dabei auf einem großen Bildschirm im Apartment ihres Managers zugucken konnte.

Sie benutzten die Plug-In-Mäuse ihrer Laptops wie ein Westernheld seinen Revolver oder ein NBA-Spieler den Bewegungsablauf zum Korb, während sie über die Bildschirme rasten wie durch ihr Lieblingsbuch. Mehr noch als die Hit-Singles oder die Lobpreisungen berühmter Produzenten war wahrscheinlich dieses Bild des aufgeregten Erschaffens und der Bastelei das, was Dambrin im Kopf hatte, als er vor Jahren zum ersten Mal an dem Programm arbeitete. Bei jeder Bewegung beschrieben die Producer enthusiastisch, was gerade vor sich geht, bis sich langsam aber sicher daraus ein Song formierte. Mit hektischem und energetischem Gesang kombiniert hatte er etwas Chaotisches und alles Durchdringendes. Es klang anders als alles, was ich je zuvor gehört hatte.

Reed Jackson ist Autor und lebt in New York. Folgt ihm bei Twitter—@FlyrtReynolds

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