Langsam aber sicher nagt die Hyäne namens Winter uns die Knochen nackig und das heißt für uns körperhaarentwöhnte Opfer der Gehirnevolution vor allem eins: dicke Jacken und dicke Bäuche. Wobei das jetzt genau genommen zwei Sachen waren, aber egal – Winter heißt schließlich sowieso mehr als nur eins, da macht es gar keinen Sinn, hier mit (Körper-)Haarspaltereien anzufangen und sämtliche Implikationen aufzulisten, die mit der skandinavischen Jahreszeit einhergehen, angefangen beim sofort einsetzenden Höhlenbau-und-Winterschlafvorbereitungs-Trieb bis hin zu der dampfenden Dunkelheit, die um sich greift, als würde sich Gott persönlich die ganze Welt immer tiefer in den Arsch hinein schieben.
Jetzt hab ich natürlich erst recht damit angefangen und es tut mir ehrlich ein bisschen leid, weil ich nicht auch noch euer Gemüt annagen will, wo doch schon das drohende Wetter der kommenden drei Monate euer emotionaler Schutzschild zerfrisst wie flockige, weihnachtliche Magensäure das Gute-Laune-Steak eurer Seele. Normalerweise bin ich auch gar nicht so negativ, aber für Winter habe ich wirklich ziemlich wenig Verständnis übrig.
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Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Vielleicht daran, dass ich mir als Kind jedes Jahr pünktlich zum Aufbruch in den Skiurlaub das Bein gebrochen habe und deshalb Skifahren nur von den Propagandasendungen im ORF kenne, bei denen Ausländer gegen unsere mächtigen Alpenwadeln verlieren müssen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als Jugendlicher beim betrunkenen Nachhausewanken mehr als einmal schmerzhaft daran erinnert wurde, wie wenig sich Winter eigentlich für gemütliche Zwischenstopps auf dem Boden eignet. Oder aber es liegt daran, dass ich als Student in einer Wohnung mit Ölofen gehaust habe, wo ich die Wahl hatte, entweder 10 Liter sauteures Heizöl von der Tankstelle in den vierten Stock ohne Lift zu schleppen oder mir im eisigen Wohnzimmer eine blutige Blasenentzündung einzufangen (ich habe mich schließlich für beides entschieden).
So oder so bin ich mit dem Winter einfach nie ganz warm geworden (haha). Winter heißt für mich ein Leben in Angst vor der Welt fristen und nur von Haus zu Haus laufen, so wie in alten Videospielen, wo nur die Innenräume bespielbar sind und der Rest aus Skriptsequenzen besteht. Winter heißt Vermummung ohne Demonstration. Winter heißt Schockstarre. Winter heißt Flucht in die Après-Ski-Matrix. Winter heißt Kalorien-Anfuttern, nur weil Bären das auch tun. Aber es gibt noch Hoffnung, ihr dicken Kinder von morgen. Zum einen, weil es eine Möglichkeit gibt, auch beim Stillsitzen Kalorien zu verbrennen. Und zum anderen, weil ihr einfach lernen müsst, zum sexy Nutella-Zombie zu werden, dem das sowieso alles egal ist.
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Vielleicht habt ihr das inzwischen auch schon selbst bemerkt, aber dieser Artikel richtet sich nicht an begeisterte Wintersportler. Wenn ihr erfolgreich snowboardet oder auf irgendeine andere Art als mit dem Lift die Pisten herunterfahrt, weil ihr aus allem einen Sport oder ein Hobby machen müsst, seid ihr für mich der Comic Book Guy aus den Simpsons, dem man sowieso nichts mehr erzählen braucht. In diesem Fall braucht ihr auch gar nicht weiterlesen und könnt euch – mit Verlaub – verpissen. Schreibt doch eure eigene Kolumne oder schneidet noch ein paar Boarder-Filmchen mit Fischaugenbildern von Schnee und kiffenden Boytoys in Schräglage auf der Skihütte. Winter sollte maximal bis Weihnachten dauern und die zwei Monate danach braucht kein Mensch.
So. Jetzt wo die Angeber weg sind, kann ich’s euch ja sagen: Ich würd auch gern auf Brettern fahren und Beanies tragen können, ohne dass beides an mir lächerlich aussieht. Ich würde mir manchmal auch verkatert gerne die Eier lecken, aber manches ist einfach nicht für mich bestimmt, wenn ihr versteht, was ich meine. Vielleicht hat es ja was zu bedeuten, dass ich fürs Eierlecken fremde Hilfe brauche und mein Kopf zu groß für Beanies ist. Vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, für Leute wie uns gibt es Hoffnung. Sagte ich ja schon.
Die University of Westminster hat nämlich kürzlich in einer Studie herausgefunden, dass man mit Horrorfilmen auch abnehmen kann. Und ich meine nicht beim Mitspielen, sondern beim Abspielen. Bis zu 200 Kalorien verbrennt unser Körper im Durchschnitt bei Stanley Kubricks The Shining; die Plätze 2 bis 5 belegen Jaws, The Exorcist, Alien und Saw. Das heißt, dass ihr zu Jack Nicholsons Axt-Action fast zwei weiße Spritzer (je 110 Kalorien) trinken könnt, ohne zuzunehmen.
Wenn ihr aber eher auf der Bierseite steht oder wie jeder andere Mensch dank prähistorischer Prägung im Winter auch mal gerne nach dem Nutellaglas greift, solltet ihr jedoch ein bisschen gutes alten Reinrausspiel nachlegen. Durchschnittlicher Verkehr verbrennt rund 100 Kalorien, ein Orgasmus noch mal 100. Das bedeutet für die meisten immer noch 50 Kalorien Abspeckung. Je intensiver der Sex, umso mehr kommt ihr mit eurem biblischen “Erkennen” auch dem tatsächlichen Sport nahe: Wer dreimal pro Woche ordentlich anspannt, bevor er oder sie sich gehen lässt, verbraucht im Jahr so viel Kalorien wie bei 120 Kilometern Laufen, was für knapp 2 Kilogramm Gewichtsverlust sorgt – vorausgesetzt, man lässt sich wirklich nur im Bett gehen und hat nicht, wie bei regelmäßigem Sex manchmal der Fall, nebenbei auch noch eine Beziehung, in der man seinen Glücksgefühlmotor abseits von Orgasmen nur mit Glukose in der Form von Faschingskrapfen betankt.
Verdammt, ich komm einfach nicht über Nutella und Krapfen hinweg, egal wie sehr ich mich auch mit Gedanken an Sex abzulenken versuche. Je länger ich mich bemühe, das eine mit dem anderen zu verdrängen, umso mehr verschmelzen die beiden Triebe zu einer haselnusscremigen Einheit, und während mein Bedürfnis nach Zucker langsam größer wird, als es mein Penis je werden könnte, denke ich mir: Der erste Schritt zum Glück ist ja bekanntlich Akzeptanz (sagt das überhaupt irgendwer?), also sollte ich meine ungesunde Fixierung vielleicht mit Nutella-Einreib-Videos umarmen:
BONER
Aber das alleine bringt mich den minus 100 Kalorien noch nicht nahe genug und außerdem ist mir das Blackface-Video doch ein bisschen zu wenig explizit dafür, wie rassistisch es doch gleichzeitig rüberkommt. Deshalb (und um meine Finger vom Nutella fernzuhalten) suche ich fieberhaft weiter nach mehr Nutella und nach mehr nackter Haut, nach mehr Paste und mehr Fleisch, bis ich schließlich das hier finde:
Ich weiß nicht, was hier passiert oder was man beim Zuschauen normalerweise tun sollte; ich weiß nur, dass der kniende Sklave eindeutig schwul ist, weil sich unter dem Nylon bei ihm nichts rührt, was es sonst ganz bestimmt würde, auch wenn er an drei Bananen gleichzeitig nuckeln müsste. Als am Ende “America The Beautiful” angestimmt wurde, war es endgültig um mich geschehen und jede Lust auf Nutella plötzlich wie weggeblasen. Sicher, die Nutella-Priesterin-Performance ist noch viel rassistischer als es das Blackface alleine je sein könnte (mehr Körperfläche), aber die ganze Domina-Sklaven-Geschichte macht das nicht nur wieder gut, sondern hat sich am Ende auch noch als Weg aus der Krise erwiesen.
Ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen: Dieser Boner war nicht nur wrong, sondern auch der bisher lehrreichste. Seither bin ich von Nutellagelüsten so gut wie geheilt. Das Geheimnis? Wenn ihr das nächste Mal Verlangen nach Zucker habt, stellt euch einfach vor, ihr hättet das größte Nutellaglas der Welt vor euch und dürftet die Scheiße jemand anderem ins Gesicht schmieren. Und zwar nicht nur einem bestimmten Jemand, sondern jedem x-beliebigen Jemand, den ihr wollt. Immerhin seid ihr der verdammte Nutellameister und die Untertanen stehen für die Demütigung auch noch Schlange, um Teil des nächsten großen Voodoo-Videos sein zu dürfen. Und wenn euch beim Eincremen doch mal ein Happen in den eigenen Mund rutschen sollte, vergesst niemals, dass das Video mit jedem Gramm, das ihr mehr am Torso tragt, eher zum Horrorfilm wird. Beim Anschauen verbrennt ihr dann garantiert alle Kalorien wieder, die ihr euch vorher reingestopft habt.
Ich weiß nicht, ob diese Vorstellung jeden so beruhigt, wie mich, aber ich kann jedenfalls wieder im selben Raum mit Nutella sein, solange auch ein Videoaufnahmegerät in der Nähe ist. Falls euch das nicht reicht, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Ukraine, dass Süßigkeiten böse sind: Hier hat ein Neunjähriger gemeinsam mit seinem geistig behinderten Bekannten die gesamten Ersparnisse der Eltern gestohlen und um insgesamt 3.300 Dollar und 500 Euro Schokoriegel für den ganzen Freundeskreis gekauft. Die Beweislast ist erdrückend. Apropos erdrückend: Dieser Artikel wurde leider nicht von Nutella bezahlt. So. Und zum Abschluss noch ein Smarties-Popsch. Mahalo!
ALMOSEN FÜR DIE HOSENLOSEN:
Die Zukunft der Welt, oder: Facefuck mit Barack Die Zukunft der Sex Tapes, oder: Hulk zeigt seinen Hogan Die Zukunft der Kinderstars, oder: Ein Boner voller Bedenken